Die europäische Sonde Gaia vermisst die Milchstraße. So entsteht die erste dreidimensionale Karte unserer Heimatgalaxie. Foto: dpa

Die unglaublichen Entfernungen im Weltall haben Forscher bisher meist geschätzt. Eine europäische Sonde arbeitet jedoch an der ersten vollständig dreidimensionalen Karte der Milchstraße. Astronomen erhoffen sich davon weitreichende Erkenntnisse.

Stuttgart/Heidelberg - Astronomen auf der ganzen Welt haben sich den heutigen Mittwoch rot im Kalender angestrichen. Denn die europäische Weltraumagentur Esa stellt heute in der spanischen Stadt Villafranca einen Teil der ersten dreidimensionalen Karte unserer Milchstraße vor.

Für die ungewöhnlich präzise dreidimensionale Karte ist die Sonde Gaia vor drei Jahren an einem 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Punkt stationiert worden. Dort vermisst sie seither mit ihren beiden Teleskopen, einer Digitalkamera und Spektrometern unaufhörlich alle Objekte, die ihr vor die Linse kommen - und das mit einer Genauigkeit von 20 Mikrobogensekunden. Bei dieser Genauigkeit gäbe es bei der Bestimmung eines Objekts auf dem Mond von der Erde aus nur eine Abweichung von vier Zentimeter, wie der Astronom Ulrich Bastian vom Astronomischen Rechenzentrum des astronomischen Zentrums der Universität Heidelberg (ARI) in einem Artikel für Sterne und Weltraum veranschaulicht. Bisher ist nur von wenigen hundert Sternen die exakte Position bekannt. Alle anderen Entfernungen werden schlicht und einfach geschätzt.

Schon die genaue Vermessung von voraussichtlich zwei Milliarden Sternen und anderen Objekten wird Bastian zufolge das Verständnis von unserer Heimatgalaxie enorm erweitern. Aber Gaia zeichnet die Sterne nicht nur als bloße Lichtpunkte auf, sondern sammelt so viele Daten wie möglich über ihre Beschaffenheit und ihre Bahnen. Deshalb werden die Daten dieser Mission für Forscher vieler verschiedener Fachrichtungen wichtig sein: Schon jetzt werden Gaias Daten genutzt, um beispielsweise mehr über Asteroiden zu erfahren, die der Erde gefährlich werden könnten. Davon abgesehen könnte mit Hilfe dieser Daten die bisherige Theorie über die Expansion des Universums überprüft werden. Denn in den Bahnen der Sterne werde auch die Kräfte sichtbar, die auf sie wirken.