Das neue Schiff lädt zum Klettern und Toben ein. Foto: Ralf Poller

Seit 2004 können sich die Schülerinnen und Schüler der Astrid-Lindgren-Schule in Erdmannhausen (Kreis Ludwigsburg) im Taka-Tuka-Land auf dem Schulhof austoben. Passend zum Jubiläum gibt es eine neue Hoppetosse.

Astrid Lindgren hätte vermutlich ihre helle Freude gehabt, wäre sie am Samstag zugegen gewesen: Da nämlich hat die nach ihr benannte Grundschule in Erdmannhausen, ihr Schulfest gefeiert. Ein Riesengewimmel von Groß und Klein zeigte sich besonders im Taka-Tuka-Land, jenem bereits vor 20 Jahren – mit viel ehrenamtlichem Einsatz – umgestalteten Schulhofbereich, der seither die fremdländisch anmutende Ortsbezeichnung trägt. Sie wurde als deutscher Titel für eine der erfolgreichen Pippi Langstrumpf-Romanfolgen, nämlich „Pippi in Taka-Tuka-Land“ gewählt. Mit ausgelassener Spiellaune tobten die Kinder auf dem gleichnamigen Areal herum, für das einst stolze 60 000 Euro an Spendengeldern eingetrieben werden mussten, um die Planung wie auch die Materialkosten zu finanzieren. „Im Jahr 2004 entstand unter der Mithilfe von rund 100 Freiwilligen und noch einmal so vielen Kindern, an nur einem Wochenende das Taka-Tuka-Land“, erinnert sich die Gemeinderätin Martina Glees-Brück, die damals mit weiteren neun Personen ein Orga-Team bildete und selbst fleißig Hand anlegte, an die Anfänge. „Wir hatten eine tolle Bauleitung. Trotz der vielen Menschen, die alle auf dem Gelände herumgewuselt sind, hat das prima funktioniert.“

Vor der Villa Kunterbunt ging es lustig zu. Foto: Ralf Poller

An nur einem Wochenende entstanden

Maritta Schubert zeigte sich am Samstag ebenso voll des Lobes: auch für das Team rund um Roland Seeger von der Forschungsstelle Frei- und Spielraumgestaltung in Hohenahr, das deutschlandweit Spielplätze plant. Maritta Schubert, die zu jener Zeit amtierende Schulleiterin, hatte den früheren Ludwigsburger PH-Dozenten Seeger auf einem Treffen von Astrid-Lindgren-Schulleitern in Groß Gerau kennengelernt, als derartige Schulhof-Projekte vorgestellt wurden. „Dabei habe ich Blut geleckt und wollte so etwas auch für unsere Schule haben. Da es hieß, je mehr ihr selber macht, desto billiger wird es, haben wir alle angepackt: Eltern, das Kollegium und auch die Kinder“. Einzelne Elternteile mit entsprechenden Berufen – speziell in der Baubrache – hätten zudem Arbeiten verrichten können, die schlichtweg professionelles Wissen erfordern: beispielsweise der Regenfluss oder die Pflasterarbeiten im Schulhof. Bei dem gemeinschaftlichen Einsatz entstanden ein kindgerechtes Eldorado mit der Villa-Kunterbunt, der Affenschaukel und der Hoppetosse, jenes legendäre Schiff von Pippis Vater, Kapitän Efraim Langstrumpf.

„Kinder brauchen die Möglichkeit Kind zu sein“

Im Jahr 2010 waren schließlich die ersten Sanierungsarbeiten notwendig geworden. Im Zuge derer kamen weitere Attraktionen hinzu: das grüne Klassenzimmer, die Kletterspinne, ein Insektenhotel oder auch der Barfußpfad. Letzterer musste inzwischen weichen. „Er hat einem Niederseil-Parcours Platz gemacht, den die Kinder lieben“, berichtet die derzeitige Schulleiterin Beate Hartmann-Matter, die bei dem Fest stolz auf ein weiteres Element blickte. Bei den neuerlichen Sanierungsarbeiten der letzen beiden Jahre wurde nämlich eines rasch klar: Es braucht eine neue Hoppetosse.

Das alte Schiff wurde vom TÜV nicht mehr freigegeben. Jetzt lädt passend zum 20-Jahr-Jubiläum, ein neues Schiff zum Herumtollen und Klettern ein. Und bei einsetzendem Regen, wie es am Samstag kurz der Fall war, lässt es sich prima unter dem Schiffsbauch verstecken.

Die Schülerinnen und Schüler boten ein buntes Programm. Foto: Ralf Poller

Und wer als Schule den Namen der beliebten Kinderbuchautorin führt, der hat offensichtlich eine moralische Verpflichtung. Dies jedenfalls wurde bei der Begrüßungsrede von Hartmann-Matter deutlich. In ihr bezog sich die Schulleiterin auf einige Gedanken Lindgrens, die diese 1978 bei der Verleihung zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels im Kontext von „Niemals Gewalt“ äußerte: „…ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist, je nachdem, ob sie ihm zeigen, was Liebe ist, oder aber dies nicht tun“. Hartmann-Matter vertraut darauf: „An unserer Schule haben wir Lindgrens Grundsatz verinnerlicht“. Sie weiß auch: „Kinder brauchen die Möglichkeit, Kind zu sein, brauchen die Klarheit, dass sie ebenfalls Rechte haben, und sie brauchen den Raum, um fantasievoll spielen zu können.“

Letzteres haben die Erdmannhäuser Kinder im Taka-Tuka-Land. Und beim Schulfest hatten sie obendrein an zehn Spiel-Stationen die Gelegenheit, sich als Schatzsuchende, als Artisten oder in der eigenen Geschicklichkeit beweisen zu können.