An diesem Donnerstag erscheint der neue Asterix-Band. Zum ersten Mal wurde der Gallier nicht von seinem Erfinder gezeichnet. Das Experiment ist gut gelungen.

Berlin - Bonk! Plaff! Trööt! Platsch! Asterix ist wieder da. Mit großer Spannung und noch größeren Ansprüchen haben Millionen Fans diesen Comic erwartet. „Asterix bei den Pikten“ soll Schluss machen mit der Midlife-Crisis, die der erfolgreichste europäische Comic seit einigen Jahren durchmacht. Müde Witze über die Rinderseuche BSE, wirre Ideen wie eine Ufo-Landung im antiken Gallien - mit solchen Einfällen hatte Zeichner Albert Uderzo (86) zuletzt sehr viele Fans verprellt. Nie hatte er die Lücke schließen können, die der Tod des zweiten Asterix-Erfinders - Textgenie René Goscinny - 1977 gerissen hat. Nun hat ein Newcomerduo übernommen und macht den Job recht gut.

„Asterix bei den Pikten“ spielt im antiken Schottland. Der kleine tapfere Gallier und sein stämmiger Freund Obelix („Wer ist hier dick?“) helfen ihrem neuen Freund Mac Aphon. Der große rothaarige Krieger gehört zum Stamm der Pikten und ist nach einem Mordversuch des schurkischen Clan-Chefs Mac Abberh tiefgekühlt in einer Eisscholle durchs Meer getrieben. In der Nähe des bekannten gallischen Dorfes ist er gestrandet und bringt Unruhe in das Dorf.

Erst kann der Krieger aus dem heutigen Schottland nicht sprechen, dann ein bisschen und dann ganz viel: „Bei uns gibt es die Ostpikten und die Westpikten und auch die Seepikten, die sich grün bemalen, sowie die Blaupikten, die mit bloßer Haut prahlen, ferner Pikten rot und blond, andere fahlgelb wie der Mond.“ Da sagt Obelix irgendwann nur noch entnervt: „Als er verstummt war, mochte ich ihn lieber.“

Streifzug durch die Marotten der Schotten

Das neue Abenteuer ist ein Streifzug durch die Marotten des Highland-Volkes - es geht um Männerröcke, Baumstämmewerfen, Whiskey und Seeungeheuer. Und am Ende geht es natürlich gegen die Römer.

Behutsam tasten sich die beiden neuen Asterix-Autoren - Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) - in den französischen Comic-Klassiker hinein. Im Zeichenstil ist die Folge stark an frühe Bände wie „Asterix bei den Schweizern“ angelehnt. Nur wirkt alles nun filigraner. Wo Uderzo klare Farbflächen gesetzt hat, zeichnet Didier Conrad häufiger mal noch ein Detail in den Hintergrund. Es sei „super schwierig“ gewesen, den Uderzo-Stil exakt zu kopieren, sagte Conrad auf der Frankfurter Buchmesse. Durch den Stress nahm er 18 Kilo ab. Aber Conrad schmiss nicht hin wie sein Vorgänger Frédéric Mébarki. Mébarki war mit dem hohen Erwartungsdruck nicht klargekommen.

Was auffällt, sind die vielen Zitate. Der neue Zeichner recycelt kleine Nebenfiguren aus anderen Bänden und macht aus ihnen neue Charaktere. Auch manche Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke bei Asterix und Obelix haben die Leser schon vor Jahrzehnten in anderem Kontext in dieser Serie zu sehen bekommen. Eine wunderschöne Reprise von alten Zeiten ist eine Luftaufnahme auf die Schlacht gegen die Römer, bei der Schildchen erläutern, wer da gerade wen verhaut.

Auch im Text werden Traditionen sanft gewahrt: Als Asterix Mac Aphons riesiger Clan aufgezählt wird, entfährt ihm: „Die haben eine Macke.“ Die übliche Sprechblase „Die spinnen!“ suchen Leser diesmal vergebens. Auch wenn man sich einen spannenderen, verwobeneren Plot wünschen könnte, so ist es doch ein Glück für die Serie, dass ihr Humor mit Texter Jean-Yves Ferri wieder zeitloser geworden ist.

Obelix macht übrigens eine bittere Erfahrung: In Schottland ist das Verprügeln von Barden nicht gern gesehen. Wer ganz genau hinsieht, könnte in dem Gesicht des Sängers die Züge von Peter Maffay erkennen. „An sieben Krücken muss ich gehen“, klagt der Misshandelte.