Der Ausbau zur Festung, wie sie heute auf dem Hohenasperg zu sehen ist, begann am Übergang zur Neuzeit, ab dem Jahr 1495. Foto: Ralf Poller/Avanti

Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: der Hohenasperg.

Höllenpforte und Tränenberg haben die Menschen das Gefängnis auf dem Hohenasperg genannt. Heute erinnert ein kleines, im Jahr 2010 eröffnetes Museum an das Gefängnis und erzählt die Schicksale der teils prominenten Insassen. Noch befindet sich ein Justizvollzugskrankenhaus in dem Gebäude, das allerdings nach Stuttgart-Stammheim umziehen wird.

Was weiß man über die Geschichte des Hohenasperg?

Der 356 Meter hohe Hohenasperg hat eine wechselvolle Geschichte. Von 700 bis 400 vor Christus war er Sitz mächtiger Keltenfürsten. Der Ausbau der Festungsanlage erfolgte ab 1495. Später war er Staatsgefängnis für politische Gefangene, während der NS-Zeit Durchgangslager für Sinti und Roma und Haftanstalt für Gegner des Regimes wie Eugen Bolz. Rund 15 000 Inhaftierte sollen es in der Zeit von 1800 bis 1945 gewesen sein. Die Festung auf dem Hügel war ab jener Zeit als Gefängnisberg wie eine immerzu präsente Drohung an die Bevölkerung: Hier kommt ihr hin, wenn ihr aus der Reihe tanzt. Noch befinden sich hier neben dem Museum das Justizvollzugskrankenhaus sowie die Sozialtherapeutische Anstalt für Langzeitverurteilte.

Welche bekannten Persönlichkeiten waren inhaftiert?

Unter den vorgestellten Häftlingen finden sich zum Beispiel der jüdische Hoffaktor Joseph Süß Oppenheimer, der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart, („Schauer fuhr durch mein Gebein, als sich der Asberg vor mir aus seinem blauen Schleier enthüllte …“), der Nationalökonom Friedrich List, der Stuttgarter Verleger Gottlob Franckh, der Kommunist Walter Häbich, der ehemalige württembergische Staatspräsident Eugen Bolz, der NS-Täter Karl Jäger oder der RAF-Terrorist Günter Sonnenberg.

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Wie ist die Ausstellung aufgebaut?

Sie umfasst acht kleine, miteinander verbundene Räume, die einmal Gefängniszellen waren. Die Mansardenfenster wirken wie verbarrikadiert. Und die Besucher bekommen zumindest eine leise Ahnung davon, wie es ist, von der Außenwelt weggeschlossen zu sein. Anhand 22 ausgewählter Häftlingsbiografien wird die Geschichte des Hohenaspergs erzählt. Für jeden der Häftlinge ist eine quaderförmige Vitrine auf einem Sockel eingerichtet, die persönliche Sachen enthält. Darüber hängt jeweils ein Leuchtschild, das Namen und Lebensdaten angibt. Informativ und teilweise bedrückend sind auch die an die Wand geworfenen Filminstallationen. Die Führung endet in einem Raum, der zugleich ein kleines Archiv ist, indem man in diversen Ordnern noch mehr über das Schicksal der Gefangenen erfährt.

Waren auch Frauen inhaftiert?

Ja – bisher weiß man nur von neun. Zu den bekanntesten zählte die von 1756 bis 1764 inhaftierte Sopranistin Marianne Pirker. Sie wurde mit ihrem Mann und dem Hoffriseur in aller Heimlichkeit verhaftet – wie so viele andere Gefangene auch. Da es keine offiziellen Ermittlungen gab, wird spekuliert, dass sie zu viel von den Liebschaften des württembergischen Herzogs wusste.

Was bewegt die Besucher?

Da muss Gerd Hartung, der seit dem Jahr 2009 am Empfang arbeitet, nicht lange überlegen. „Die Schulklassen, die zu uns kommen, sind vor allem erschüttert, dass so viele Unschuldige hier im Gefängnis saßen“, sagt er. Das bunt illustrierte Kinderbuch von Häftling Theobald Kerner, Sohn des Arztes Justinus Kerner, zeugt von dessen Sehnsucht nach der Natur – er malte ganz viele Blumen und Pflanzen.

Was bietet der Berg neben dem Museum?

Vom oberen Wallweg der Festung hat man einen eindrucksvollen Panoramablick in alle Himmelsrichtungen. Man sieht den Hohenneuffen, die Grabkapelle auf dem Württemberg bei Stuttgart, den Fernsehturm und den Hohenstaufen. Am Südhang gedeihen in Steillage württembergische Weine der Spitzenklasse. Unten beim Löwentor kann man im Infobereich auf diversen Tafeln im Freien die Geschichte des Hohenaspergs nachlesen.

Wie kommt man hin?

Wer mit dem Auto kommt, fährt auf der A 81 bis zur Ausfahrt Ludwigsburg-Nord und folgt dann den Schildern in Richtung Ludwigsburg/Asperg. Im Ort ist der Weg ausgeschildert. Die Zahl der Parkplätze am Löwentor ist begrenzt. Deshalb ist das Parken unter der Woche ab 16 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen auch auf dem Parkplatz am äußeren Torturm erlaubt. Direkt vor dem Museum befindet sich ein Behindertenparkplatz. Ein Treppenlift sorgt für Barrierefreiheit. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kommt mit der S-Bahn der Linie 5 bis Asperg. Vom Bahnhof ist es seit dem Bau der Brücke über den Wallgraben ein Katzensprung zur Burg. Der Weg geht vom Bahnhof über das Schwitzgässle hoch auf den Hohenasperg. Man muss also nicht mehr um den gesamten Berg herumgehen.

Gibt es Gastronomie?

Im äußeren Torturm befinden sich das Restaurant und der Biergarten Schubartstube. Er bietet schwäbische Küche sowie sonntags Kaffee und Kuchen an. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 17 bis 23.30 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 20 Uhr. Telefonnummer: 0 71 41/26 60 75, Informationen gibt es im Internet unter www.schubart-stube.de1.

Das Gefängnismuseum – Öffnungszeiten und Anmeldung

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Service
  Das Museum „Hohenasperg – ein deutsches Gefängnis“ im ehemaligen Arsenalgebäude ist von April bis Oktober donnerstags bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.hohenasperg-museum.de. Der Eintritt für Erwachsene liegt bei 4 Euro (ermäßigt 2 Euro), Kinder und Schüler sind frei. Öffentliche Führungen gibt es jeweils am Sonntag um 15 Uhr. Das Haus der Geschichte bietet Führungen an. Anmeldung unter 0 711/212 39 89, E-Mail: besucherdienst@hdgbw.de.