Die Brücke von Kerch ist ein Engpaß auf dem Weg ins Asowsche Meer. Foto: AP

Russland und die Ukraine haben lange daran gearbeitet, dass die Lage erneut eskaliert. Der Ruf nach Deeskalation kann nicht laut genug sein, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Stuttgart - Das war absehbar. Russland und die Ukraine sind wieder einmal heftig aneinandergeraten, wobei die Formulierung „wieder einmal“ nicht so ganz richtig ist: Im Osten der Ukraine ist der Konflikt noch lange nicht beendet, kommt es regelmäßig zu Scharmützeln und Waffengewalt, auch wenn das aus dem Bewusstsein der westlichen Welt weitgehend verdrängt worden ist. Nun also haben sich Kriegsschiffe der beiden Kontrahenten im Asowschen Meer beharkt. Die Lage ist noch unübersichtlich, beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, beide Seiten haben in der Vergangenheit gezeigt, dass ihnen nicht zu trauen ist. Und beide Seiten haben seit Wochen intensiv daran gearbeitet, dass die Lage wieder eskaliert.

Intensive Kontrollen seit Wochen üblich

Seitdem Russland die Brücke auf die Krim fertiggestellt hat, ist die Lage angespannt. Schiffe ins Asowsche Meer müssen unter dem Bauwerk hindurch, und Russland nimmt das zum Anlass, die Kontrollen so intensiv auszudehnen, dass das durchaus als geschäftsschädigend für die Ukraine gelten kann. Kiew hingegen hat mit der Loslösung der ukrainischen Kirche vom russischen Patriarchat dem Kreml einen Stich versetzt, wenn schon nichts ins Herz, so doch ziemlich nah in diese Gegend. Und dass Gazprom nun mit Feuereifer an der Turkstream-Leitung arbeitet ist ebenfalls alles andere als im ukrainischen Interesse. Die Situation ist aufgeschaukelt, die Vereinten Nationen, die EU und die Nato können nicht laut genug nach Deeskalation rufen. Bleibt zu hoffen, dass dieser Ruf im Novemberwind nicht verhallt.