Fatma und Abdullah Aslan vermissen ihre Kunden – insbesondere die Kinder. Foto: Werner Kuhnle

Die Familie Aslan sucht in Erdmannhausen bislang vergeblich nach einem Standort für ihren neuen Imbiss. Selbst Bürgermeister Marcus Kohler unterstützt das Ehepaar – doch noch ist keine Möglichkeit in Sicht.

Erdmannhausen - Wehmütig deutet Fatma Aslan auf ein Foto in ihrem Handy. Es zeigt sie und ihre Mitarbeiterinnen in ihrem Imbiss in Erdmannhausen – lächelnd in weißen Blusen und roten Schürzen. Der Anlass für den Schnappschuss war jedoch ein trauriger: es war der letzte Öffnungstag im Aslan Kebab am 31. Juli. Inzwischen ist in der Pflasterstraße im Ortskern ein anderer Dönerbetreiber eingezogen. Die Aslans sind nicht gerne gegangen.

Fatma Aslan sitzt auf ihrem Sofa in einer Maisonettewohnung, ihre Augen füllen sich mit Tränen, sie muss kurz schlucken. „Mir tut das so weh“, sagt die 47-Jährige. Sie hat es noch immer nicht ganz verarbeitet, dass nach elf Jahren Schluss ist. Die Aslans sind aber keine Opfer der Pandemie. Es war der Vermieter, der sie zum Aufgeben gebracht hat. Das Verhältnis war schwierig. Alle drei Jahre wurde die Pacht erhöht, die Nebenkostenabrechnung war schwer durchschaubar und für Reparaturen im Laden mussten sie selbst aufkommen.

Das Vertrauensverhältnis hat gelitten

Und während andere Verpächter in Coronazeiten ihren Mietern entgegenkommen und weniger Geld verlangt haben, sollten die Aslans in den kommenden drei Jahren sogar 300 Euro mehr pro Monat zahlen und eine weitere Kaution leisten. Man wäre dem Vermieter bei der Erhöhung der Pacht entgegengekommen, aber letztlich fehlte auch eine Perspektive. „Das konnten wir nicht mehr mittragen, so sehr uns das Geschäft am Herzen liegt. Außerdem hat das Vertrauensverhältnis gelitten“, sagt Abdullah Aslan.

Fatmas Ehemann arbeitet halbtags bei einem Discounter und wollte eigentlich ganz in den Laden seiner Frau einsteigen. Jetzt sucht er mir ihr zusammen nach einem neuen Standort in Erdmannhausen. Unterstützt werden sie dabei von Bürgermeister Marcus Kohler, der das Projekt zu seiner „persönlichen Herzensangelegenheit“ gemacht hat: „Aslan Kebab war ein beliebter Treffpunkt im Ort und wir unterstützen die Familie dabei einen neuen Laden zu finden.“

Die Kinder vermisst Fatma Aslan am meisten

Nur 100  Meter neben dem Imbiss steht seit Jahren ein Laden leer – der Besitzer will aber nicht vermieten. Auch Kohler hat sich hier bislang vergeblich eingesetzt. Auch bei einem weiteren leestehenden Geschäft hatte die Aslans kein Glück. Im Industriegebiet hätte es eine Möglichkeit gegeben. „Aber da kommen unsere Kunden und vor allem die Kinder ja nicht hin“, sagt Fatma Aslan. Und die Kinder vermisst sie am meisten, denen sie gerne auch mal ein Bonbon zugesteckt hat. Sie erzählt von den Anrufen von Eltern, die gefragt hätten, ob der Nachwuchs gerade bei ihr sei. „Von den Kindern habe auch ich viele Zeichnungen und Briefe zum Abschied bekommen“, sagt sie und rührt in ihrem Schwarztee.

Über 100 Kommentare zur Schließung

Nicht ohne Stolz erzählt sie, dass sich ihr Dönerbude zu einer kleinen kulinarischen Institution entwickelt hat. Die Stammgäste kamen nicht nur aus der Gemeinde, sondern aus Affalterbach, Marbach, Kirchberg. . . Wer einmal da war, sei immer wieder gekommen, um einen ihrer Döner mit würzigem Fleisch, Salat, Tomaten, Rotkraut, Zwiebeln samt Sauce im knusprigen, selbst gebackenen Brot zu genießen.

Aber die türkische Küche kann so viel mehr – Aslan hatte auch Pide, Lahmacun, Salate und Gemüse im Angebot. Alles frisch. Alles selbst gemacht. Fatma Aslans Augen leuchten, wenn sie davon erzählt. Die gute Küche war das eine, aber es war auch die menschliche Komponente, mit der die warmherzige Frau punkten konnte. Davon zeugen auch an die 100 Kommentare auf Facebook, die die Schließung sehr bedauern und die Daumen drücken, dass die Aslans noch fündig werden.

Die Teilzeitkräfte hoffen mit der Familie

Die Hoffnung haben sie selbst noch nicht aufgegeben – aber lange können sie nicht mehr durchhalten. Zum Schluss zeigt Fatma Aslan ein Foto ihrer Tochter Beyza. Diesmal hat sie Grund zur Freude, die 21-Jährige wird sich im Dezember mit ihrem Freund verloben. Die Vorbereitung für die Feier mit rund 70 Gästen lenkt Fatma Aslan wenigstens ein bisschen von ihrem Kummer ab. Ihre drei Teilzeitkräfte haben sich übrigens auch noch keinen neuen Job gesucht: Sie hoffen wie die Aslans noch auf das kleine Wunder.