Eine Putzfrau hatte die Tote im März in einem Nebenraum des Imbisses entdeckt. Foto: SDMG

Acht Monate nach der Bluttat im Rems-Murr-Kreis hat die Polizei überraschend zwei Männer festgenommen – einer davon war den Behörden bekannt. Ein internationaler DNA-Abgleich brachte den Durchbruch.

Backnang - Acht Monate haben die Ermittlungen zum Tod einer chinesischen Wirtin aus Backnang (Rems-Murr-Kreis) gedauert – am Mittwoch hat die Polizei mitgeteilt, zwei Männer aus dem Raum Backnang festgenommen zu haben. Sie werden beschuldigt, den sogenannten Asia-Mord begangen zu haben, und sitzen inzwischen beide in Untersuchungshaft im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um Rumänen, die seit einiger Zeit im Rems-Murr-Kreis leben. Ein internationaler DNA-Abgleich brachte den Durchbruch: „Einer der beiden, ein 42-Jähriger, war schon in der rumänischen Datenbank registriert“, erklärte der Kripo-Chef Rainer Möller. Den deutschen Behörden war der Mann kein Unbekannter: Schon am 8.  November war er wegen Diebstahlsdelikten festgenommen worden. Auch zum zweiten Tatverdächtigen, einem 45-Jährigen, führte eine DNA-Spur. „Er ließ sich am Dienstagabend widerstandslos in Backnang festnehmen“, sagte Möller. Er sei noch nicht polizeilich registriert gewesen. Beide Männer hatten sich zum Zeitpunkt der Pressekonferenz am Mittwochnachmittag noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Der DNA-Abgleich brauchte lange Zeit

Ein DNA-Abgleich liegt bei schweren Straftaten nahe – wie auch die Frage, ob er nicht hätte früher geschehen können. „Je nach Qualität müssen DNA-Spuren aufwendig aufbereitet werden“, so Möller. Am Tatort habe man jede Menge Spuren gesichert – und die mussten mit 200 Personen aus dem privaten und geschäftlichen Umfeld des Opfers abgeglichen werden.

Die 40-köpfige Soko „Perle“ ist nun formell aufgelöst, doch einige Fragen gilt es noch zu klären. So ist laut Möller noch unklar, welche Verbindung die beiden mutmaßlichen Täter zu ihrem späteren Opfer hatten. Auch darüber, ob es sich um einen Raubmord gehandelt haben könnte, schweigt sich der Kripo-Chef aus. „Darauf, dass organisierte Kriminalität eine Rolle gespielt haben könnte, haben wir keine Hinweise“, so Möller.

Der Fall hatte im Frühjahr für Aufregung über die Kreisgrenzen hinaus gesorgt: Eine Putzfrau hatte am Morgen des 4. März die Seniorchefin des Lokals in einem Nebenraum entdeckt – sie war laut dem Polizeibericht an den Folgen „massiver Gewalteinwirkung“ gestorben. Eine Boulevardzeitung schrieb, die 53-Jährige habe mit durchschnittener Kehle gefesselt in den Toilettenräumen gelegen. Die Polizei bestätigte dies damals aber nicht und gab auch sonst kaum Details zu dem Fall preis. So kam es, dass die näheren Umstände des Mordfalls lange im Dunkeln blieben. Auch auf der Pressekonferenz am Mittwoch gab der Kripochef Rainer Möller nicht viel zum Hergang des Mordes preis. Die beiden Täter müssten erst vernommen werden, und es soll kein Täterwissen kursieren.

Der Fall gab den Ermittlern lange Rätsel auf

Lange Zeit hatte es nicht so ausgesehen, als könnte der Tod der 53-Jährigen jemals aufgeklärt werden: Schon die Verständigung mit der Familie des Opfers erwies sich als schwierig, weil es lange dauerte, einen Dolmetscher aufzutreiben, der den Dialekt übersetzen konnte, den der Clan aus der südwestlichen Provinz Zhejiang spricht. Rund einen Monat nach dem Mord hatte die Soko rund 200 Zeugen ausgemacht. Die Familie des Opfers ist weit verzweigt und in vielen Ländern unternehmerisch aktiv – die Liste möglicher Feindschaften war also lang. Die Ermittler versuchten ihren Erfolg unter anderem mit einem anonymen Online-Hinweissystem, auch die Aussetzung einer Belohnung von 12 000 Euro brachte keinen Erfolg. Dann blieb es lange Zeit still um die Sonderkommission – zumindest für die Öffentlichkeit. Im Hintergrund werteten die Ermittler knapp 500 Spuren aus und vernahmen 400 Menschen.