Das Landgericht Konstanz hat einen Arzt wegen des Missbrauchs von Patientinnen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. (Symbolfoto) Foto: dpa

Zu einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung ist ein Neurologe wegen des sexuellen Missbrauchs von Patientinnen verurteilt worden. Zumindest eines der Opfer ist vom Urteil des Landgerichts Konstanz enttäuscht.

Konstanz - Weil er Patientinnen sexuell missbraucht hat, ist ein Arzt am Bodensee zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht Konstanz sah es als erwiesen an, dass der frühere Oberarzt und Facharzt für Neurologie in mehreren Fällen sexuelle Handlungen an den Patientinnen getätigt hatte - die Untersuchungen dienten dem Mann demnach dazu, sich sexuell zu erregen. Dabei habe der 39-Jährige das Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnis zu den Frauen ausgenutzt. Neben der Bewährungsstrafe muss der Mediziner rund 10 000 Euro an Konstanzer Organisationen zahlen, die in der Frauenhilfe tätig sind (Az.: 4 KLs 24Js 317/17).

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor zweieinhalb Jahre Haft für den Angeklagten gefordert, die Verteidigung hatte sich für ein Jahr auf Bewährung ausgesprochen. Das Gericht habe strafmildernd berücksichtigt, dass der Arzt nicht vorbestraft sei, sagte der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung. Zudem habe er die Taten zum Prozessbeginn gestanden und sich persönlich bei den Opfern entschuldigt. Gegen den Beschuldigten habe unter anderem gesprochen, dass die Folgen für die betroffenen Patientinnen weitreichend und dauerhaft seien. „Da ist ganz, ganz viel kaputt gegangen.“

Gericht sieht keine Grundlage für Berufsverbot

Ein Vertreter der Nebenklage hatte zudem ein Berufsverbot beantragt. Dafür sah das Gericht jedoch keine Grundlage, zumal der Mediziner aus Sicht der Kammer ohnehin nicht mehr praktizieren dürfte: Der Mann hat nach eigener Aussage seine ärztliche Zulassung im Dezember 2016 zurückgegeben. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine erneute Arztzulassung Aussicht auf Erfolg hätte“, sagte der Richter.

Eines der Opfer zeigte sich nach der Urteilsverkündung enttäuscht davon, dass der Arzt eine Bewährungsstrafe erhalten hat. „Ich hätte besser damit abschließen können, wenn er in Haft gekommen wäre“, sagte die junge Frau am Dienstag. Sie habe durch die Tat Vertrauen in Ärzte verloren, das nicht so leicht wieder aufgebaut werden könne.

Es ist bereits das zweite Mal, dass sich der Mediziner in der Sache vor Gericht verantworten musste. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Mann bereits im Oktober 2016 wegen sexuellen Missbrauchs von Patientinnen verurteilt worden. Das Amtsgericht Konstanz hatte eine Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verhängt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Weil sowohl der Beschuldigte als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hatten und seit dem Urteil mögliche weitere Fälle bekannt geworden waren, wurde der Fall vor dem Landgericht Konstanz erneut verhandelt.