Großhändler sollen verbilligte Mittel für Afrika teuer in Deutschland verkauft haben.

Lübeck/Wiesbaden - Verbilligte Aids-Medikamente für Afrika sollen mehrere Arzneimittelhändler teuer an deutsche Kunden verkauft haben. Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigte am Donnerstag, dass gegen mehrere Pharmagroßhändler wegen des Verdachts auf systematischen Betrug ermittelt wird. Federführend seien die Staatsanwaltschaften Trier, Lübeck und Flensburg, sagte eine BKA-Sprecherin in Wiesbaden.

Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt gegen den Geschäftsführer eines Pharmahändlers auf der Insel Sylt sowie seinen Mitarbeiter. Sechs Millionen Euro Umsatz sollen die Beschuldigten mit dem Geschäft gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt nach eigenen Angaben gegen die Geschäftsführer eines Pharmagroßhändlers aus Trittau. Oberstaatsanwalt Günter Möller bestätigte entsprechende Berichte des Radiosenders NDR Info vom Donnerstag, wonach subventionierte HIV-Medikamente für Afrika illegal in Deutschland verkauft worden sein sollen.

Holger Wicht von der Deutschen Aids-Hilfe sagte, ihm sei bisher kein Betrug dieses Ausmaßes bekannt. "Das ist ein ungewöhnlicher Vorgang", erklärte er. Wenn die Medikamente in Afrika fehlten, könne dies Menschenleben gefährden. Wicht warnte indes davor, die Abgabe von verbilligten Medikamenten für arme Länder generell infrage zu stellen. Er schlug vor, verstärkt Lizenzen für Generikaprodukte freizugeben.

Zu den Unternehmen, deren Produkte betroffen sind, gehört der Konzern Glaxo-Smithkline. Der Hersteller teilte mit, man sei bereits im August 2009 über eine einzelne gefälschte Medikamentenpackung informiert worden. Die Charge sei zurückgerufen worden. Das Unternehmen habe Großhandel und Apotheken informiert. Auch Boehringer Ingelheim rief 2009 und 2010 Chargen zurück. Die Ermittlungsverfahren dauern zum Teil schon länger an.