Vom Backenklee gibt es verschiedene Arten. Der Dachswald ist der einzige Standort in Stuttgart, an dem der Vielblütige oder Krautige Backenklee vorkommt. Foto: Symbolbild Mauritius

Südlich der Bahngleise in Stuttgart-Dachswald liegt ein Biotop, das die Stadt erhalten will. Dort wächst der seltene Vielblütige Backenklee. Im Januar beginnen die Pflegemaßnahmen.

Dachswald - Schützenswerte Lebensräume finden sich auch dort, wo man sie nicht vermutet. So etwa an den Gleisböschungen am Dachswaldweg. An zwei Stellen im Bereich der Bahnunterführungen wächst unter anderem der Vielblütige Backenklee. Es ist das einzige Vorkommen in Stuttgart und eines von nur fünf in ganz Baden-Württemberg. Auch die Berg-Kronwicke wächst im Dachswald. „Aber dieser Lebensraum ist gefährdet, insbesondere durch Gehölze, die die Böschungen überwuchern. Die Flächen verschatten“, sagte Renate Kübler vom Amt für Umweltschutz Mitte November im Bezirksbeirat Stuttgart-Vaihingen. Es gelte, diese Biotope zu schützen. Früher habe die Deutsche Bahn die Hänge gepflegt, zwischendurch waren es Kurt-Heinz Lessig und seine Mitstreiter vom Schwäbischen Albverein, heute liegt die Zuständigkeit bei der Stadt.

Pflanzenschutz kommt auch Insekten und Vögeln zugute

Mitte Januar bis Ende Februar soll ein von der Stadt beauftragtes Forst- und Landschaftspflegeunternehmen Gehölzmaßnahmen durchführen. „Einige Bäume werden gefällt, Sträucher zurückgeschnitten und die Wiesen gemäht“, erklärte Kübler. Die Hänge wirkten dann natürlich erst einmal kahl, das käme aber letztlich dem Schutz bestimmter Arten zugute. „Es fehlt uns in Stuttgart nicht an Gehölzen, sondern an Magerrasenvegetationen, an trockenen, südexponierten Flächen“, sagte Kübler. Diese seien Lebensraum für zahlreiche Insekten. Die Insekten wiederum sind Nahrung für Vögel und Fledermäuse.

Einzelne Bäume an den Böschungen wie alte Eichen, Elsbeeren, Ostbäume und Kiefern sollen erhalten bleiben, informiert das Umweltamt. „Teilsperrungen von Straßen und Fußwegen während der Arbeiten werden nicht vermeidbar sein“, sagte Kübler. Darüber sollen die Anwohner und die Öffentlichkeit aber rechtzeitig informiert werden.

Auch der Mensch gefährdet die Artenvielfalt

Die Maßnahme im Dachswald ist Teil des Artenschutzkonzepts, das die Stadt im März vorgestellt hat. Das Konzept hat zum Ziel, die Artenvielfalt in Stuttgart zu schützen. Diese ist gefährdet unter anderem durch die Überbauung von Flächen, die Intensivierung der Landwirtschaft und die Verbuschung von Flächen. Letzteres ist auch im Dachswald der Fall. Die Stadt gliedert ihr Konzept in den Zielartenschutz und den Individualartenschutz. Zielarten sind Arten, die im Biotop geschützt werden. Durch deren Schutz werden auch andere Tiere und Pflanzen mit überlappenden Anforderungen und das Biotop selbst geschützt. Individualarten kommen entweder nur noch punktuell in Stuttgart vor oder sind Arten, die individuellen Schutz benötigen. Der Backenklee fällt unter dieses Konzept.

Viel Effizienz mit wenig Aufwand

Die Gäubahnböschungen hat die Stadt als eine von 20 sogenannten Top-E-Flächen gelistet, das E steht dabei für Effizienz. „An diesen 20 besonders schützenswerten Flächen kann mit relativ wenig Aufwand viel zum Artenschutz erreicht werden“, sagte Kübler. Auf diesen Pilotflächen wird der Artenschutz zuerst vorangetrieben, weitere Biotope sollen folgen. Den Backenklee hat die Stadt in zwei Kernbereichen ausgemacht. Die Abschnitte, in denen nun Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, umfassen auch gleich Erweiterungsflächen. Somit wird der Lebensraum für die seltene Pflanze vergrößert.

Nach der Erstmaßnahme zu Beginn des kommenden Jahres werden die Böschungen im Dachswald jährlich gepflegt, um das Biotop zu erhalten. Je nach Entwicklung der Vegetation soll die Nachpflege im Frühsommer, Sommer und Herbst stattfinden.