Patrick Swayze wurde 1987 mit „Dirty Dancing“ zum Weltstar. Foto: imago

Heute unvorstellbar: ganz ohne Mega-Werbebudget wurde „Dirty Dancing“ 1987 der Kinoüberflieger. Zwei Arte-Dokus erzählen vom Erfolg und vom Star Patrick Swayze.

Auch im Jahr 1987 schminkt sich das Filmfestival von Cannes, wie jedes Jahr, nach außen als künstlerisches Weltwunder auf. Drin, hinter den für Journalisten verschlossenen Türen des Geschäftsbereichs, liegt jede Menge Wühltischware für die billige, schnelle Kinoauswertung zum Kauf bereit. Eines der Resterampeangebote aus Hollywood läuft unter der Rubrik Tanzfilmchen, und kaum ein Profi guckt die Videokassette, die man prüfen kann, länger als fünf Minuten an. Doch ein ganz kleiner deutscher Verleih, der sich bislang mit der Versorgung abgestürzter Klitschenkinos mit Sexfilmchen über Wasser hält, hat den richtigen Riecher. Er sichert sich die deutschen Rechte an diesem vermeintlichen Versagerfilm, der zu einem der größten Hits der Achtziger wird: „Dirty Dancing“.

 

Die am Sonntag bei Arte zu sehende Doku „Die Zeit meines Lebens“ von Frank Zintner versucht nachzuzeichnen, wie „Dirty Dancing“ anfangs völlig unterschätzt, dann aber zum Kult wurde. 8,8 Millionen Menschen haben den Film alleine in Westdeutschland im Kino gesehen, und niemand weiß, wie viele Menschen sich später wie oft die Videokassette angesehen haben. Denn diese Schnulze mit Patrick Swayze und Jennifer Grey in den Hauptrollen brachte einen großen Heimkinoboom: Die Fans wollten ihn wieder und wieder sehen. Er funktionierte eher wie ein Popsong als wie ein Film. Das Schöne an „Die Zeit meines Lebens“: Zintner hat auch die DDR im Blick, erzählt, wie der Film im Osten zum Hit wurde, wo die Obrigkeit Hollywoods Schaffen ganz generell für Sabotage an der sozialistischen Moral hielt.

Keine Rede von den Flops

Fast über Nacht war Patrick Swayze einer der Topstars des US-Kinos geworden. Die Fans hatten abgestimmt, in den USA und anderswo. Zwar wurde anfangs kaum Werbegeld investiert, aber Mundpropaganda ließ den Zustrom von Woche zu Woche wachsen. Die weitere Karriere von Swayze bestand aber nicht nur aus Hits wie „Ghost – Nachricht von Sam“, sondern auch aus Flops, Peinlichkeiten und Wunderlichem.

Davon ist in der ebenfalls bei Arte laufenden Doku „Patrick Swayze – Hollywoods Traumtänzer“ aber nicht lange die Rede. Der ist ein Fest für Fans, eine einzige Heiligsprechung, montiert aus Filmausschnitten und Interviews. Aber das war schon damals so: Swayze erfüllte den Wunsch, anschmachten zu dürfen, besser als andere.

Patrick Swayze – Hollywoods Traumtänzer. Arte, Sonntag, 22 Uhr. Im Anschluss um 23.30 Uhr „Die Zeit meines Lebens“. Beide auch in der Mediathek des Senders abrufbar.