Arnd Zeigler sorgt sogar mit der leidigen Handspielregelung für Lacher. Foto: Jürgen Bach

Der Kult-Fußballliebhaber Arnd Zeigler entführt bei seiner Show im ausverkauften Scala in Ludwigsburg in die Kuriositätenwelt des Fußballs. Und begeistert damit das Publikum.

Durch das ausverkaufte Scala geht gleich zu Beginn ein lautes Raunen. Eines, gemischt mit manchem Lacher, aber auch einem Ausdruck von Melancholie, ja vielleicht sogar einer Portion Selbstmitleid. Ein einziger Satz von Arnd Zeigler zum Start seines Live-Programms reicht aus, um es dem Publikum zu entlocken. „Normal“, sagt er, „gucke ich, was in der Stadt, in der ich auftrete, beim Fußball so läuft“.

Finalspiel gegen Waldhof Mannheim

Nun ja. Abgesehen vom Satz „SpVgg Ludwigsburg, Gott hab’ sie selig“, muss er nichts weiter ausführen. Das fußballliebende Publikum – gekommen in Trikots vom VfL Bochum und SC Freiburg über St. Pauli bis zu Nottingham Forest – weiß nur zu gut um den Niedergang. Zwar wurde 07 wieder Leben eingehaucht, man ist aber Letzter der untersten Liga. Und so warf Arnd Zeigler, bekannt aus seiner allsonntäglich laufenden WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ ein Video von 1971 auf die Leinwand: Vom Finalspiel gegen Waldhof Mannheim vor 15 000 Zuschauern, in dem 07 dank Doppeltorschütze Günther Schuh, Vater von Nationalspieler Timo Werner, in die 2. Liga aufstieg. Lang ist’s her.

Dass dieses Ereignis lange zurück liegt, stört nicht. Sowieso geht es in Zeiglers Live-Show, wie auch in seiner Sendung, weniger ums aktuelle Fußballgeschehen. Es geht ums Drumherum, mit all den Kuriositäten. Davon bringt Zeigler, der Stadionsprecher von Werder Bremen ist, reichlich mit. Etwa in Form von Zitaten (Jens Jeremies: „Geld schießt keine Tore. Es sei denn, man hat sehr viel davon“), kuriosen Regeln (fliegt ein Eckball ins eigene Tor, gibt es Ecke auf der anderen Seite) oder Videoclips aus aller Welt.

Zu sehen sind dann ein Hacken-Eigentor, das so spektakulär ist, dass selbst der Unglücksrabe jubelt. Ein anderer Torjubel, bei dem der Torschütze auf die Tribüne klettert – um dann von einem Zuschauer eine geklatscht zu bekommen. Ein Torhüter, der immer wieder sein Gebiss im Matsch suchen muss. Und ein weiterer Torhüter, der genüsslich trinkt, als er ein Tor kassiert.

Mancher Zuschauer lacht Tränen

Drei Stunden führt Arnd Zeigler durch den sehr kurzweiligen Abend. Mancher lacht Tränen. Wie wäre es zum Beispiel, die nach einem eigenen Fehler gern genutzte Fußballer-Redewendung „das kann nicht unser Anspruch sein“ in den Alltag zu übertragen? Wenn Mann und Frau nebeneinander im Auto sitzen und eingeparkt wurde? Selbst mit der leidigen Handspielregelung sorgt der Gast aus dem Norden für Heiterkeit. In dem er Sätze aus dem Regelbuch wörtlich, ja auf die Schippe nimmt und nachstellt. Und er deckt auf, dass der überlieferte Spruch eines Spielers vom erfolglosesten Bundesligisten Tasmania Berlin zu den Gegenspielern – „mein Name ist Finken, und du wirst gleich hinken“ – keine hohle Phrase war.

Trotz Ausnahmen wie dieser: Fußball verbindet. Der Scala-Abend verdeutlicht das. Selbst für die Zuschauer im Bayern-Trikot findet Arnd Zeigler warme Worte. Auch wenn die die Leidenschaft für den Fußball, wie er sie definiert, kaum werden nachempfinden können. „Wir hoffen doch immer auf diese großen, unvergesslichen Momente, die kommen könnten. Doch sind wir ehrlich: Meist geht’s um Schmerz und Trauer.“ Das mache es, so Zeigler, aber auch aus. Und: Man wisse genau, wie sich ein anderer Fan in bestimmtem Momenten fühlt. Ob man sich kennt oder nicht.

Im November zu Gast in Stuttgart

Wer sich in einem solchen Trauertal befindet, hatte immerhin den Auftritt von Arnd Zeigler. Der war so ein Moment, auf den viele lange gewartet hatten – wegen Corona teils drei Jahre – und der in Erinnerung bleibt. Am 1. November tritt Zeigler im Theaterhaus Stuttgart auf. Von 07 Ludwigsburg wird dann keine Rede sein. Wirklich besser läuft es für den VfB und Kickers ja aber auch nicht. . .