Der Diakonie- und Tafelladen in Echterdingen sucht neue Räumlichkeiten. Foto: privat/cf

Bis Ende des Jahres muss der Tafelladen raus aus seinen Räumen in Leinfelden-Echterdingen. Das Problem: Es findet sich nichts Neues, unter anderem weil die Mieten vor Ort zu hoch sind.

Leinfelden-Echterdingen - Sie sind seit vielen Monaten auf der Suche. Bereits Anfang 2020 kündigte der Vermieter dem Diakonie- und Tafelladen an der Tübinger Straße in Echterdingen wegen Eigenbedarfs. Seitdem ist der Kreisdiakonieverband im Kreis Esslingen auf der Suche nach neuen Räumen. Spätestens Ende des Jahres muss die Einrichtung ihr bisheriges Geschäft verlassen. Das Problem: Die Suche nach neuen Verkaufsflächen gestaltet sich äußerst schwierig.

„Es gibt zu wenig freie Räume“, erklärt Tanja Herbrik. Sie ist die Leiterin des Fachbereichs Armut und Beschäftigung beim Kreisdiakonieverband. Hinzu kommt, dass der Tafel- und der Diakonieladen spezielle Anforderungen an die Verkaufsfläche hat. So sollte das Geschäft einerseits zwar zentral gelegen und gut mit dem ÖPNV erreichbar sein. Andererseits sollte es nicht in der vordersten Reihe sein. Kunden, denen es unangenehm ist, im Tafelladen einzukaufen, sollen sich nicht beobachtet fühlen, erklärt Herbrik. „Viele, die in der Tafel einkaufen, wollen nicht von allen gesehen werden.“

Tafelladen will dem Handel keine Konkurrenz machen

Die Fläche sollte um die 200 Quadratmeter betragen. Dieser Platz wird benötigt, mehr Fläche kann jedoch nicht mehr von den Ehrenamtlichen bewirtschaftet werden. Außerdem wolle der Tafelladen dem kommerziellen Handel keine Konkurrenz machen. „Es soll nur ein ergänzendes Angebot sein“, betont Herbrik. Wer im Tafelladen Waren beziehen möchte, muss zuvor seine Bedürftigkeit nachweisen.

Die Anforderungen an Lage und Ladengröße sind jedoch nicht die einzigen Voraussetzungen für den neuen Tafelladen. Darüber hinaus könnten auch die ortsüblichen Mieten in Leinfelden-Echterdingen nicht bezahlt werden.

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Sollte der Kreisdiakonieverband keine neue Unterkunft finden, müsste das Angebot in Leinfelden-Echterdingen massiv eingeschränkt werden. Im Jahr 2010 wurde die Echterdinger Außenstelle der Fildertafel in Bernhausen eröffnet, um ein Angebot vor Ort zu machen. „Wir müssten schließen, wenn wir nichts finden“, sagt Herbrik nun. Vielleicht könnten dann noch zu bestimmten Terminen Essenstüten verteilt werden, meint sie. Für die Ehrenamtlichen würde die Arbeit jedenfalls wesentlich schwieriger werden.

Mehr Tafelkunden seit Corona

Die Leidtragen wären die Kunden. Zwischen 200 und 300 Tafelkundenkarten seien in Leinfelden-Echterdingen ausgegeben, berichtet Herbrik. Seit dem Beginn der Coronapandemie hätten mehr Menschen eine Tafelkundenkarte beantragt. Zwischen 100 und 150 Haushalte nähmen durchschnittlich das Angebot des Ladens pro Woche an. Für sie würde es ebenfalls schwieriger werden, sich mit Lebensmitteln zu versorgen.

Es seien aber nicht nur Lebensmittel im Tafelladen, von denen die Kunden profitierten, erklärt Herbrik. Viele Kunden schätzten auch den Austausch mit den Ehrenamtlichen. Zuweilen lebten manche Kunden alleine und freuten sich über ein Gespräch. Dabei könnten die Ehrenamtlichen auch über weitere Unterstützungsangebote informieren. „Es ist auch eine Anlaufstelle für ein niederschwelliges Beratungsangebot“, sagt Herbrik.

So wichtig war die Tafel in Coronazeiten

Wie notwendig der Diakonie- und Tafelladen ist, habe sich während der Coronapandemie gezeigt. Viele Aufstocker hätten ihren Minijob verloren, berichtet Herbrik. Das ohnehin knappe Budget ist damit noch kleiner geworden. Während der ersten Coronawelle sei dann noch hinzugekommen, dass in vielen Supermärkten die günstigen Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Mehl ausverkauft gewesen seien. In dieser Ausnahmesituation habe die Tafel sogar ausnahmsweise über den Großhandel Lebensmittel bezogen, erinnert sich Herbrik. Andernfalls hätten wohl viele Menschen große Probleme bekommen, sich Lebensmittel kaufen zu können.