Während des Ersten Weltkrieges sind im damaligen Osmanischen Reich Tausende Armenier massakriert worden. Foto: Library of Congress

Auch das niederländische Parlament erkennt die Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord an – und handelt sich einen diplomatischen Rüffel von der türkischen Regierung ein.

Ankara - Die türkische Regierung hat den niederländischen Geschäftsträger in Ankara aus Protest gegen die Armenien-Resolution des Parlaments in Den Haag einbestellt. Dem Diplomaten sei mitgeteilt worden, dass die Türkei die Entscheidung des Parlaments verurteile, die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als „Völkermord“ anzuerkennen, teilte ein türkischer Außenamtsvertreter am Freitag mit.

Das niederländische Parlament hatte am Donnerstag bei nur drei Gegenstimmen dafür votiert, die Massaker von 1915 bis 1917 „klar als Völkermord“ anzuerkennen. Die Türkei lehnt die Einstufung der Ereignisse als Genozid entschieden ab. Aus ihrer Sicht handelte es sich um einen Bürgerkrieg, bei dem Türken wie Armenier hunderttausende Opfer zu beklagen hatten.

Der türkische Europaminister Ömer Celik sagte am Freitag, die Türkei verurteile die Entscheidung des Haager Parlaments und betrachte sie als „null und nichtig“. Sein Land habe aber „zur Kenntnis“ genommen, dass die niederländische Regierung sich der Völkermord-Einschätzung des Parlaments nicht angeschlossen habe. Dies sei „wichtig“, sagte Celik.

Ähnliche Resolution 2016 im deutschen Bundestag

Die Entscheidung des Parlaments ist eine weitere Belastung für das ohnehin angespannte Verhältnis der beiden Nato-Partner. Seit einem Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Minister im März 2017 hat Den Haag keinen Botschafter mehr in Ankara. Eine ähnliche Resolution des Bundestags hatte im Sommer 2016 zu heftigem Streit mit der Türkei geführt.

Armenien begrüßte am Freitag die Resolution des Haager Parlaments. Außenminister Edward Nalbandian erklärte, es habe damit seine Entschlossenheit bekräftigt, künftig Völkermorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern. Die Resolution sieht auch vor, dass fortan ein Vertreter der Niederlande an den jährlichen Gedenkfeiern in Eriwan teilnimmt.