Die Karte zeigt, wo die Region liegt. Foto: dpa Grafik

Bei neuen Kämpfen um Berg-Karabach sind mindestens 13 Menschen getötet worden. Die Zahl der Toten steigt am dritten Tag der Kämpfe auf 46. Unterdessen melden sich Politiker, auch aus Deutschland, zu Wort.

STEPANAKERT - Am dritten Tag der Kämpfe um Berg-Karabach sind mindestens 13 Menschen getötet worden. Auch drei Zivilisten seien unter den Opfern, teilten die Behörden der abtrünnigen Kaukasusregion am Montag mit.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und sein russischer Kollege Sergej Lawrow forderten ein sofortiges Ende der Kämpfe. Eine Entspannung im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan deutete sich aber nicht an. Ein Sprecher der von Armenien unterstützten Behörden in der Bergregion warf den aserbaidschanischen Truppen am Montag vor, neben zwei Soldaten auch drei Zivilisten getötet zu haben, darunter eine 92-jährige Frau.

Das Verteidigungsministerium in Eriwan teilte mit, fünf freiwillige armenische Kämpfer seien beim Beschuss ihres Busses getötet worden. Nach Angaben der Behörden in Baku fielen den Kämpfen auch drei aserbaidschanische Soldaten zum Opfer.

Der Konflikt um Berg-Karabach schwelt seit Jahrzehnten. Anfang der 90er Jahre wurden bei schweren Kämpfen 30.000 Menschen getötet und hunderttausende in die Flucht getrieben. Am Freitag setzten die schwersten Feindseligkeiten seit dem stets brüchigen Waffenstillstand von 1994 ein. Seither stieg die Zahl der Toten auf 46. „Wenn die armenischen Provokationen andauern, starten wir eine umfassende Operation auf der ganzen Länge der Front und setzen alle unsere Waffen ein“, sagte der Sprecher des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums, Vagif Dargahly.

Internationale Bemühungen

Das Verteidigungsministerium von Berg-Karabach in Stepanakert warf seinerseits den Aserbaidschanern vor, ihre Angriffe mit Mörsern, Raketenwerfern und Panzern verschärft zu haben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte dem aserbaidschanischen Verbündeten voraus, dass er die Bergregion „eines Tages“ zurückgewinnen werde. „Wir stehen heute Seite an Seite mit unseren Brüdern in Aserbaidschan“, sagte Erdogan.

Die Türkei befindet sich wegen des Syrien-Konflikts in einem Konflikt mit Russland. Historisch steht Ankara eng an der Seite Aserbaidschans, Moskau eher an der Seite Armeniens. Allerdings bemüht sich Russland auch um gute Kontakte zur ehemaligen Sowjet-Republik Aserbaidschan. Steinmeier telefonierte am Montag mit Lawrow, „um Bemühungen zur Entschärfung des Konflikts zu koordinieren“, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Beide seien sich „absolut einig“ gewesen, dass die Beteiligten „unverzüglich zu einer Waffenruhe zurückkehren“ müssten. Beide Minister vertraten demnach die Ansicht, dass die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und die sogenannte Minsk-Gruppe bei der Koordinierung der internationalen Bemühungen zur Entschärfung des Konflikts zusammenwirken sollten. Die Anfang der 90er Jahre ins Leben gerufene Minsk-Gruppe wird von Russland, Frankreich und den USA gemeinsam geleitet. Auch Deutschland ist als ständiges Mitglied vertreten.

Am Dienstag soll es in Wien ein Treffen von Vermittlern aus Russland, den USA und Frankreich geben, um über den Konflikt zu beraten. Die mehrheitlich armenische Region Berg-Karabach hatte sich Anfang der 90er Jahre in einem blutigen Bürgerkrieg mit Unterstützung Armeniens von Aserbaidschan abgespalten. Ihre Unabhängigkeit wird international nicht anerkannt und Baku hält an seinem Anspruch auf die Region fest. Trotz des seit 1994 geltenden Waffenstillstands wurde der Karabach-Konflikt offiziell nie beigelegt. 2008 vereinbarten Armenien und Aserbaidschan, eine politische Lösung des Konflikts anzustreben, aber auch in den folgenden Jahren gab es Gefechte mit dutzenden Toten. bfi/ts

AFP