Rentiere in Nordnorwegen suchen Schutz vor der ungewöhnlichen Sommerhitze in einem Straßentunnel. Foto: Norwegisches Wegeamt

Sogar das arktische Nordnorwegen wird derzeit von einer unangenehmen Hitzewelle heimgesucht. Nun warnen die Behörden: Rentiere und Schafe flüchten zur Abkühlung in schattige Autotunnel. Das ist nicht ungefährlich.

Oslo - Auch Norwegen ächzt unter der Hitzewelle bis weit in den Polarkreis hinein. Im bergigen Nordnorwegen suchen Rentiere und Schafe Schutz in den zahlreichen Straßentunneln. Weil der Verkehr in der dünn besiedelten Region nicht so stark ist, wagen sie sich in die schattigen Röhren hinein. Sie riskieren, von vereinzelten Autos überfahren zu werden. Nun warnt die Straßenmeisterei die Bevölkerung.

„Die Rentiere legen sich dort an den Seitenplanken auf den Boden. Vor allem an den Tunneleingängen ist Wachsamkeit geboten. Wenn man auf ein Tier stößt, ist es wichtig, anzuhalten und die Warnblinker einzuschalten, um andere Autofahrer zu warnen“, sagt Tore Lysberg vom norwegischen Wegeamt dem staatlichen Rundfunk NRK. „Seit dem 10. Juli haben wir bereits 44 angefahrene Rentiere und Schafe registriert“, sagt Inger Anita Øvregård, Chefin der 14-köpfigen Rentierpolizei.

Hinter dem Namen verbirgt sich eine Spezialeinheit der norwegischen Polizei, deren Auftrag es ist, die Rentierwirtschaft der indigenen samischen Minderheit in Nordnorwegen zu schützen. Sie vermittelt auch bei Streitigkeiten, etwa wenn Herden unterschiedlicher Eigentümer sich vermischen.

Autofahrer sind verpflichtet, verletzten Tieren zu helfen

Meldungen von Weidetieren, die den Verkehr stören, treffen derzeit aus ganz Nordnorwegen ein. Erst kürzlich sei ein Motorradfahrer in ein Schaf hineingefahren, das sich mit weiteren Artgenossen im Sjonstitunnel in der Region Helgeland abzukühlen versuchte, wird gemeldet. Auch aus der arktischen Region Finnmark kommen Meldungen von Rentieren im Øksfjordtunnel.

„Wenn wir Meldungen über Rentiere in Tunneln erhalten, kontaktieren wir sofort den verantwortlichen Rentierdistrikt, um die Tiere wieder aus dem Tunnel zu holen“, erklärt Øvregård. Autofahrer seien verpflichtet, Weidetieren und Wildtieren, die verletzt oder in Gefahr sind, zu helfen, unterstreicht sie. Und Kjell Vinje von der Straßenmeisterei sagte, dass zwar auch schon früher manchmal Tiere in Tunnel geflüchtet waren. „Aber in diesem Sommer ist es extrem.“