Argyri Paraschaki-Schauer will Menschen für Demokratie begeistern. Foto: privat

Ihr Herz schlägt für soziale Gerechtigkeit, für eine lebendige Demokratie, für Bildungsgerechtigkeit und eine starke Wirtschaft. Dafür möchte sich die SPD-Kandidatin Argyri Paraschaki-Schauer im Bundestag stark machen. Ein Gespräch mit der SPD-Kandidatin.

Wer mit ihr spricht, der spürt sofort, dass Argyri Paraschaki-Schauer sagt, was sie denkt, und dass sie tut, was sie sagt. Das hat die 48-Jährige schon oft bewiesen, auch wenn das nicht allen gefallen hat. Als Kind einer Migrantenfamilie wurde ihr in jungen Jahren nichts geschenkt, doch sie ist ihren Weg gegangen. Nun will sie als Geschäftsführerin des Landesverbands der kommunalen Migrantenvertretungen dazu beitragen, dass Menschen den Platz in der Gesellschaft bekommen, der ihnen zusteht. Wenn Argyri Paraschaki-Schauer nun für den Bundestag kandidiert, sieht sie das auch als Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie.

 

Für welches Herzensthema im Landkreis würden Sie sich mit einem Bundestagsmandat einsetzen?

Als Bundestagsabgeordnete sollte man nicht nur eindimensional unterwegs sein. Deshalb gibt es für mich eine ganze Reihe von Herzensthemen. Zumindest zwei möchte ich nennen. Da sind zunächst die politische Bildung und Teilhabe. Die weltweiten Entwicklungen werden immer komplizierter. Es muss unsere Aufgabe sein, gerade junge und neu zugezogene Menschen durch Wissensvermittlung zu befähigen, dass sie mit den gesellschaftlichen Herausforderungen zurechtkommen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich immer mehr Menschen in ihren privaten Kokon zurückziehen. Das ist kontraproduktiv für unsere Demokratie. Und wir müssen Anreize schaffen, damit sich unsere Wirtschaft wieder positiv entwickelt und dass das produzierende Gewerbe hier bleibt, anstatt ins Ausland umzuziehen. Entbürokratisierung, aber auch die hohen Energiekosten sind die Riesenthemen.

Schon bei der Bundestagswahl 2021 war Argyri Paraschaki-Schauer ins Rennen gegangen. Foto: Ines Rudel

Was wäre Ihr erstes Ziel im Landkreis für einen Besuch als Abgeordnete?

Zuallererst denke ich an die Schulen, weil ich selbst am besten weiß, wie wichtig gute Bildung ist. Mein erstes Ziel wären wohl die beruflichen Schulen, um darüber zu sprechen, wie wir unser Bildungssystem wieder aufwerten können. Viele beneiden uns um unser duales Ausbildungssystem in Schule und Betrieb, also Theorie und Praxis. Das dürfen wir nicht schlechtreden, indem wir den Fokus immer mehr aufs Studieren richten und dabei ganz vergessen, wie wichtig beruflich gut ausgebildete Menschen für unsere Gesellschaft sind.

In welchen Bundestagsausschüssen würden Sie sich sehen?

Arbeit und Soziales interessiert mich. Und ich finde, dass es einen Ausschuss für Demokratiebildung geben müsste – ein ganz wichtiges Zukunftsthema. Viele nehmen unsere Demokratie viel zu selbstverständlich, dabei muss sie von allen gelebt und gefördert werden. Politik muss ernst gemeinte Möglichkeiten zur demokratischen Mitwirkung bieten. Je mehr Teilhabe angeboten wird, desto eher lassen sich die Leute für Demokratie begeistern. Es ist bedenklich, wie selbstverständlich wir es zulassen, dass junge Menschen durch Social Media konsequent nicht-demokratischen Inhalten ausgesetzt sind.

Kann die lokale Wirtschaft vom Klimaschutz profitieren und was würden Sie als Bundestagsmitglied dazu beitragen?

Klimaschutz ist ein zentrales Zukunftsthema, doch die Regelungen müssen so sein, dass sie die Wirtschaft nicht durch überflüssige Bürokratie unnötig hemmen. Wir müssen mehr überzeugen als verordnen und Wege finden, die den Klimaschutz weiter stärken. Das müssen wir aber so intelligent machen, dass die Vorgaben als sinnvoll erkannt werden. Dann glaube ich auch an die nötige Akzeptanz. Wenn alle hinter dem gemeinsamen Ziel stehen, kann Klimaschutz die lokale Wirtschaft im besten Fall zusätzlich beflügeln. Klar ist aber auch, dass wir in Deutschland die klimatischen Probleme der ganzen Welt nicht alleine lösen können. Trump bedeutet vier Jahre Rückschritt, Putin und sein unseliger Krieg genauso.

In Diskussionen ist Argyri Paraschaki-Schauer in ihrem Element. Foto: Ines Rude/l

Soziale Hilfsleistungen wie das Bürgergeld sind derzeit in der Diskussion. Plädieren Sie für Kürzungen oder Ausbau?

Wenn jemand in persönlicher Not ist, muss der Staat helfen. Solche Hilfen dürfen jedoch nicht dazu führen, dass sich Strukturen verfestigen, die Menschen dazu bringen, das soziale System länger zu beanspruchen, als sie es wirklich müssten. Das tut einer Gesellschaft auf Dauer nicht gut, den Betroffenen aber auch nicht. Unser Ziel muss es sein, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Zum Beispiel Menschen, die arbeiten können, auch wieder in Arbeit zu bringen und dort zu halten. Menschen wollen selber für ihre Lebenshaltungskosten aufkommen können. Das stärkt letztendlich auch das Selbstbewusstsein.

Kandidaten im Interview

Zur Person
 Argyri Paraschaki-Schauer wurde 1977 auf Rhodos geboren und wuchs in Esslingen auf. „Meine Eltern arbeiteten beide viel und lang, auch samstags und meine Mutter sonntags, weil sie meinen zwei älteren Brüdern und mir eine bessere Zukunft ermöglichen wollten“, erinnert sie sich. Als Migrantenkind wollte ihre Klassenlehrerin ihr trotz guter Noten nur die Realschule zutrauen, doch der Wechsel aufs Gymnasium gelang mit der ihr eigenen Beharrlichkeit. Nach der Schule arbeitete sich Argyri Paraschaki-Schauer von der befristeten Sachbearbeiterin zur Projektleiterin mit Personal- und Budgetverantwortung hoch. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und machte einen Abschluss als Wirtschaftsfachwirtin. Inzwischen ist Argyri Paraschaki-Schauer Geschäftsführerin des Landesverbands der kommunalen Migrantenvertretungen und Mitglied im SWR-Rundfunkrat.

Bundestagswahl
 Unsere Zeitung stellt die Direktkandidatinnen und -kandidaten der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien vor, die am 23. Februar für die Wahlkreise Esslingen und Nürtingen antreten. Alle erhalten die gleichen Fragen.