Argentinier aus Stuttgart: Thomas Müller Foto: Peter Petsch

Thomas Müller, ein schwäbischer Argentinier erzählt über das WM-Finale, seine Heimat und die Faszination Fußball.

Stuttgart - „Das Finale am Sonntag wird schwierig, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir gewinnen“, sagt Thomas Müller. Doch das sagt nicht der Mittelfeldstar der deutschen Nationalelf, sondern der schwäbische Thomas Müller über seine Argentinier. Geboren 1980 in Filderstadt, wuchs der Sohn argentinischer Eltern in der südamerikanischen Heimat auf. Sein deutscher Name ist im Einwanderungsland Argentinien aber keine Seltenheit. „Müllers gibt es dort viele“, sagt er. Erst seit der Argentinier wegen des Studiums nach Stuttgart zurückkehrte, sorgt sein Name regelmäßig für Lachen und ungläubige Gesichter. „Ich muss dann immer meinen Ausweis vorzeigen“, sagt Müller mit einem Schmunzeln.

Es sei die Ästhetik des Fußballs gewesen, die ihn zum Studium der Kunstgeschichte gebracht habe. „Deshalb müsste ich am Sonntag eigentlich für die Deutschen sein, denn die spielen den schöneren Fußball“, sagt der 34-Jährige und ergänzt: „Meine Leidenschaft für Argentinien ist aber viel größer!“ Dieses Mal müsse es einfach klappen mit dem Titel. „Wir warten schon länger darauf als die Deutschen“, sagt er. Außerdem würde ein Sieg bei der WM dem krisengeschüttelten argentinischen Volk gut tun, findet Müller. „Einfach mal den Alltag vergessen und feiern, das wäre schön.“

Damit das klappt, muss sich seine Mannschaft am Sonntag gegen Jogi Löws Truppe durchsetzen. „Wir müssen gut stehen, dürfen keine Konter zulassen und für allem kein frühes Tor kassieren“, sagt Müller. Jetzt sei das auch eher möglich, als unter Trainer Diego Maradona: „Der ist ein guter Motivator, aber hat nicht so viel Ahnung von Taktik, ähnlich wie Jürgen Klinsmann.“

Derzeit schreibt Müller an seiner Doktorarbeit über einen argentinischen Architekten. Nebenbei arbeitet er, wie sollte es bei einem Argentinier auch anders sein, in einem Steakhaus. Müller ist verheiratet mit einer Georgierin und hat zwei Kinder. „Wir sind eine echte Multi-Kulti-Familie“, sagt er. Als seine Tochter vor kurzem mit Deutschlandschminke aus der Schule kam, habe sie die aber erstmal versteckt gehalten. „Sie bekommt ja immer mit, wie der Papa vor dem Fernseher für Argentinien schreit.“

Wo er das Finale schauen wird, weiß er noch nicht. Wahrscheinlich aber, wie schon das Halbfinale, mit seinen Argentinischen Kumpels im Keller des Café Babel in der Uhlandstraße. „Am Sonntag werden die Emotionen hochkochen, da ist es vielleicht besser wenn wir uns verziehen“, sagt Müller und lacht. Im Anschluss würden sie dann entweder im vorborgenen trauern oder so richtig feiern gehen.

Müller hofft auf ein spannendes Spiel. „Vielleicht so wie damals 2006“, sagt der Argentinier, der diesmal aber an einen knappen Sieg seiner Gauchos glaubt: „Ich hoffe nur, wir spielen nicht so wie Brasilien.“ Eine 1:7-Niederlage werde es aber sicher nicht geben. Sein Tipp lautet: „ 2:1 für Argentinien. Und Lionel Messi dreht endlich so richtig auf. Dann kann er endgültig beweisen, dass er besser ist als Diego Maradona“, sagt Müller und meint gönnerhaft: „Dann darf Miroslav Klose auch sein 17. WM-Tor schießen.“