Buenos Aires Foto: Eichmüller

Tango, Tore und Theater. Buenos Aires ist nicht nur für Tänzer eine Hochburg.

Die größte Pralinenschachtel der Welt strahlt in den Vereinsfarben Blau und Gelb. Vor "La Bombonera", dem Stadion der Boca Juniors, glänzen auf dem Bürgersteig die Sterne der Fußballgötter von Buenos Aires. Der beste Platz ist einem vorbehalten, dessen Pappmachéfigur fast an jeder Straßenecke grüßt und dessen Name ein paar Meter weiter auch auf spiegelnden Wandfliesen steht: "Er ist nicht Christus, er ist nicht Buddha, er ist nicht Allah und nicht Mohammed, er ist ein Argentinier wie wir: Diego Armando Maradona." Die Verehrung für den Ex-Fußballer duldet im Viertel La Boca keinen Zweifel.

Eigentlich hätte uns der skeptische Blick von Eduard Miguel Anastasi warnen müssen. Doch wir reagieren nicht einmal auf seinen mündlichen Hinweis. "Zum Abendessen nach La Boca? Keine gute Idee", sagt der Taxifahrer und schildert das knallbunte Touristenviertel, das sich in der ehemaligen Hafenarbeitersiedlung etabliert hat, in den düstersten Farben. Er erzählt von Handtaschendieben und Gesindel, von Messerstechern und betrügerischen Taxifahrern, von Bürgersteigen, die abends hochgeklappt sind.

Anastasi soll recht behalten. Die Calle Caminito, wo noch vor ein paar Stunden alle Tische besetzt waren, liegt dunkel und verwaist. Wo sich nachmittags vor jedem Lokal halb professionelle Tangotänzer gegen ein Trinkgeld in Pose warfen und ihre Partnerinnen im geschlitzten Kleid Bein zeigten, ist jetzt der Hund begraben. Unter einer Laterne haben sich furchtsam wie Lämmer ein paar ältere Touristen geschart. Bewacht von zwei Polizisten warten sie auf ihren Bus.