Na, Prösterchen: Hella von Sinnen (links) ist zu Gast bei Monika Gruber in der neuen ARD-Serie „Moni’s Grill“. Foto: BR

Franz Xaver Bogner, der Regisseur des Erfolgsformats „München 7“, liebt das Experiment. Seine neueste Kreation für die ARD heißt „Moni’s Grill“ mit Christine Neubauer und Monika Gruber und mixt munter Fiktion und Talk. Zahlt sich das aus?

München - Wer nördlich des Weißwurstäquators sprachlich sozialisiert wurde, wird seine liebe Mühe haben, wenn die Moni und die Toni den Mund aufmachen. Es kommt breitestes Bayerisch raus. Bei der Mutter Christa, der Dritten im Bunde, ist es genauso. Moni, Toni und Christa, das sind die Heldinnen der neuen ARD-Serie „Moni’s Grill“, die der Regisseur Franz Xaver Bogner für die ARD kredenzt hat. Die Wirtin Moni hält den Gastraum des Münchner Lokals in Schwung, hat ein Händchen für alles Organisatorische und ist alles andere als auf den Mund gefallen. Toni, ihre Schwester, ist die Frau fürs Handfeste, die in der Küche in den Töpfen rührt, gern herzhaft flucht und einen Hang zum Melodramatischen hat.

Moni und Toni – das sind Monika Gruber undChristine Neubauer. Die scharfzüngige Kabarettistin und die Volksschauspielerin sind ein bewährtes Gespann: Man kennt sie aus der mit dem Grimme-Preis prämierten Vorabendserie „München 7“, die am 5. Oktober in die siebte Staffel geht und ebenfalls von Bogner geschaffen wurde. Ebenso im Cast von „München 7“ vertreten ist Sarah Camp, die in „Moni’s Grill“ als Christa Schweiger die Durchtriebenheit ihrer Töchter mit Sarkasmus toppt, nach jungen Männern giert und die beiden Enkel (Hannah Schiller als Consuela, Phillipp Franck als Monis Adoptivsohn Hermes) in Schach hält – oder auch nicht.

Christine Neubauer muss einfach nur Christine Neubauer sein

Bogner hat die Serie den drei Schauspielerinnen auf den Leib geschrieben. Das ist seit je sein Rezept für seinen Erfolg und macht den Darstellern die Sache leicht: Christine Neubauer muss einfach fast nur Christine Neubauer sein. Die drei stünden für „Verstand, Gefühl und Erfahrung“, so Bogner im ARD-Interview.

Der Edel-Grill am Münchner Viktualienmarkt ist also ein reiner Frauenbetrieb, auch das ist typisch Bogner. Männer halte er für viel schwächer als Frauen, zitiert ihn die Deutsche Presse-Agentur. Er packt in seine kurz und knapp erzählten Geschichten – eine Folge dauert nur dreißig Minuten –bayerische Grantelei, weibliche Lebensklugheit zwischen Gerissenheit und Intuition und schaut dem Dasein in München und allgemein direkt aufs Maul.

Wie etwa in der zweiten Folge, in welcher der Vermieter des Lokals eine saftige Mieterhöhung durchsetzen will. Dumm nur, dass er den Kurven Tonis verfallen ist. Eine Schwachstelle, an der Tonis Pragmatismus ansetzt: Brust und Schmollmund raus! Ihr exakt kalkulierter Sex-Appeal, gepaart mit der Schlitzohrigkeit von Mutter Christa, führt zum gewünschten Erfolg.

Die Episoden lassen schmunzeln. Sie sind zwar nicht allzu raffiniert nach Komödienstadl-Art gestrickt, aber geschenkt: Die Dialoge sind à point. Dass man einen Teil von „Moni’s Grill“ dennoch gern in die Küche zurückgehen lassen würde, hat einen anderen Grund. Bogner verfügt über das, was im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oft zu kurz kommt: Experimentierfreude. Sein Wagemut hat sich schon oft gelohnt, doch dieses Mal geht die Sache schief. Fiktion und Talk kommen normalerweise hintereinander auf den TV-Programmtisch, bei „Moni’s Grill“ wird beides gleichzeitig serviert. Das sieht dann so aus: In jeder Folge spaziert ein prominenter Talkgast von der U-Bahn-Station in das TV-Lokal am Viktualienmarkt. Hella von Sinnen zum Beispiel in der Premierenfolge oder Sonya Kraus in der zweiten Episode. Die Moni setzt sich dann mit dem Gast zu Tisch, sie speisen und trinken und tratschen munter vor sich hin. Das Gespräch wird immer mal wieder unterbrochen, um die fiktive Handlung voranzutreiben.

Hella von Sinnen redet wie immer über Pornos und Achselhaare

Das Problem: Die Übergänge sind dabei oft so grobschlächtig wie der Sprachduktus im Drehbuch. Fiktive Partien und Talk-Teile sind inhaltlich kaum miteinander verbunden. Sonya Kraus beklagt sich über Nasen, die mit dem zunehmenden Alter wachsen, bezeugt ihre Vorliebe für dunkles Bier und springt zwischendurch zum Notar, um Testament und Beerdigungsmodalitäten zu fixieren, um sich hernach als Feministin der ersten Stunde zu deklarieren. Hella von Sinnen redet wie immer über Pornos, das Küssen und Achselhaare, bevor sie allen Ernstes behauptet, ihr Sendungsbewusstsein habe abgenommen. Am Schluss hilft sie dem altklugen Hermes beim Lateinlernen und grübelt über einer Cicero-Übersetzung. Das, immerhin, ist ganz lustig.

Als Zuschauer fragt man sich, wie viel von den zehn Minuten Plauderei inszeniert, wie viel davon spontan ist. Dass man das nicht auseinanderhalten kann, ist von Bogner gewollt: Das Leben ist immer eine Bühne, in München sowieso, und im Fernsehen ist eh alles Show. Doch die Spielerei mit Rollen und Realitäten mundet nicht, die krude Mischung von „Moni’s Grill“ hinterlässt einen merkwürdigen Nachgeschmack.