Bjarne Mädel und Anke Engelke suchen moderne Mobilitätskonzepte. Foto: SWR/Florida Film/2Pilots/Martin

Prominente wie Anke Engelke und Bjarne Mädel suchen in der ARD-Dokureihe„Wir können auch anders“ auf unterhaltsame Weise nach konstruktiven Wegen aus der Klimakrise. Dabei stoßen sie auch auf Beispiele aus Stuttgart.

Ob in den Nachrichten, in Dokumentationen oder Unterhaltungsfilmen – das Thema Klimawandel ist allgegenwärtig. Oft entsteht dabei der Eindruck, dass die Lage zu schwierig oder gar schon hoffnungslos ist. Mit der sechsteiligen ARD-Dokumentation „Wir können auch anders“ wollen Lars Jessen und Laura Lo Zito das Thema konstruktiv angehen. Sie schicken dazu Prominente wie Anke Engelke, Bjarne Mädel, Axel Prahl, Annette Frier, Aurel Mertz und Pheline Roggan auf Spurensuche nach guten Nachrichten aus den Bereichen Energie, Mobilität, Landwirtschaft, Ernährung, Wohnen und Natur. „Nur weil es jetzt so ist, muss es ja nicht so bleiben“, erklärt Schauspieler Bjarne Mädel zu Beginn der ersten Folge.

Und so sucht er gemeinsam mit Anke Engelke nach den Geschichten derer, die nicht nur reden, sondern längst schon machen. Dabei sind nicht nur die Konzepte und Projekte, die in der Doku vorgestellt werden, interessant. Sie werden den Zuschauern zudem auf unterhaltsame Weise vermittelt. Schließlich sind die mitwirkenden Prominenten dafür bekannt, um Sprüche und Witze nicht verlegen zu sein. Zwischendurch werden auch ernsthafte Fragen gestellt. Zum Beispiel danach, wie sich die Lebensqualität trotz notwendiger Veränderungen erhalten lässt.

Auftritt von Sebastian Vettel irritiert etwas

Bjarne Mädel und Anke Engelke nehmen sich in der ersten halbstündigen Folge das Thema Mobilität vor. Zunächst werden in kurzen Einspielern auf einfache und anschauliche Weise die Fakten aufgezählt. Aber dann geht es auch schon los mit der Suche nach Lösungen.

Ausgangspunkt ist die Metropolregion Hamburg, in der bereits ein vielversprechendes Mobilitätskonzept umgesetzt wurde. Anschließend wollen Engelke und Mädel jedoch noch wissen, ob sich innovative Ideen auch auf dem platten Land umsetzen lassen. Und sie werden fündig. In Nordfriesland stoßen sie nicht nur auf gute Ideen, sondern auch auf originelle Gesprächspartner. Dass Anke Engelke zum Schluss einen Radlader fahren darf, trägt zwar nichts zur Lösungsfindung bei, übermittelt aber das Gefühl, dass die Beteiligten auch Spaß an den Dreharbeiten hatten.

Etwas irritierend ist dagegen der Auftritt von Rennfahrer Sebastian Vettel, der von Bjarne Mädel telefonisch hinzugerufen wird, um etwas über das Mobilitätskonzept der Stadt Zürich herauszufinden. Da es ohnehin ambitioniert ist, verschiedene Projekte in 30 Minuten Sendezeit unterzubringen, hätte es diesen Einschub nicht unbedingt gebraucht. Seine Erkenntnisse teilt Sebastian Vettel anschließend Anke Engelke mit, die von ihrem Filmteam mit dem Anruf vermeintlich überrascht wird. Auch diese Szene wirkt etwas gekünstelt und unnötig.

Ein positives Beispiel für ressourcenschonenden Umbau: die Stuttgarter Arena

Originell ist dagegen, wie die Prominenten zum Ende der Folge hin den Staffelstab an Axel Prahl und Annette Frier übergeben. Diese befinden sich gerade bei einer Probe und werden von Mädel und Engelke beauftragt, sich mit dem Thema Wohnen und Bauen auseinanderzusetzen. Gleich zwei positive Beispiele aus diesem Bereich kommen aus Stuttgart. Annette Frier macht sich somit auf den Weg nach Stuttgart-Degerloch, wo die Firma Aktivhaus ihren Sitz hat. Diese stellt nachhaltige Modulbauten her.

Mit einem Anruf bei Anke Engelke stellt Annette Frier fest, dass sich diese ganz in ihrer Nähe befindet – nämlich im Stuttgarter Fußballstadion. Die Heimspielstätte des VfB Stuttgart wird nämlich aktuell für die Fußball-EM 2024 umgebaut. Doch das Inventar soll nicht einfach auf der Müllkippe landen. Die Firma Concular hat die noch nutzbaren Materialien zusammengestellt und verkauft diese weiter. Tribünensitze, Beton, Toiletten oder Türgriffe – alles soll nach Möglichkeit wieder verwendet werden.

Anke Engelke, die nicht nur von der Idee begeistert, sondern auch von der Atmosphäre der Arena beeindruckt ist, darf hier wieder ihre Fahrkünste beweisen. Dieses Mal fährt sie mit einem Aufsitzrasenmäher über den heiligen Rasen der Fußballmannschaft und sinniert dabei über ihre Erkenntnisse.

Gute Auswahl der Prominenten und ihrer Gesprächspartner

Der Charme der Doku liegt in den meist nicht gestellt wirkenden Gesprächen der Prominenten mit ihren Gesprächspartnern. Da stört es auch nicht, wenn beispielsweise Axel Prahl beim Gespräch mit einem Anwohner des weitgehend autofreien Freiburger Stadtviertels Vauban auf einer Schaukel vor sich hin schaukelt. Denn auch wenn das Thema ernst ist, muss es dabei nicht immer ernst zugehen. Und so wird zum Ende der Folge der Staffelstab wieder weiter gegeben – an die Schauspielerin Pheline Roggan, die gerne Fleisch isst, und den Komiker Aurel Mertz, der überzeugter Vegetarier ist. Ein Duo also, das wie gemacht ist für das Thema Ernährung.

Der guten Auswahl der Prominenten und ihrer Gesprächspartner ist die Qualität des Sechsteilers, den die ARD in der Mediathek zeigt, hauptsächlich zu verdanken. Im lockeren Plauderton führt die Doku durch die unterschiedlichen Projekte und vermittelt dennoch Informationen. Zu den Schwächen der Doku gehört, dass viele unterschiedliche Projekte in recht kurzer Zeit vorgestellt werden, sodass manches an der Oberfläche bleibt. Doch die Botschaft, die Bjarne Mädel mit dem Satz „Manchmal braucht es nur ein bisschen Mut, um Sachen zu verändern“ auf den Punkt bringt, kommt an. Und zurück bleibt das schöne Gefühl, dass die Lage vielleicht doch nicht so hoffnungslos ist, wie es manchmal scheint.

Schade ist allerdings, dass die ARD die gelungene Doku als 90-minütige Zusammenfassung zu später Stunde in ihrem Programm versteckt.

Sendetermin

ARD-Mediathek
Die sechsteilige Doku ist in der Mediathek von Montag, 20. März, an zu sehen. Die 90-minütige Zusammenfassung zeigt die ARD ebenfalls am Montag, 20. März, um 23.35 Uhr.