Vom ewigen Prinz bis zum König: Charles musste einen weiten Weg zurücklegen. Foto: ARD/SWR/rbb/LOOKSfilm/David Coop

Die ARD widmet Charles III. vor seiner Krönung eine Doku, die einen frischen Blick auf sein Leben aus seiner Perspektive werfen soll.

Charles III. steht seit seiner Geburt im Rampenlicht. Als Thronfolger geboren, kann er erst im Alter von 73 Jahren seine Bestimmung erfüllen. Er wurde auf Schritt und Tritt von der Klatschpresse verfolgt und sein Privatleben in die Öffentlichkeit gezerrt. Man weiß viel über den Mann, der nun den britischen Thron besteigt.

Die Regisseurin Claire Walding hat es anlässlich dieser Krönung dennoch gewagt, die Dokumentation „Charles – Schicksalsjahre eines Königs“ für die ARD zu realisieren, die einen frischen Blick auf sein Leben zeigen soll. Dabei sei es nicht ihre Absicht, ihn zu verteidigen, sondern so weit wie möglich seine Seite der Geschichte darzustellen, erklärt die Regisseurin, die bereits eine Doku über die Queen umsetzte.

Verschiedene Experten ordnen die Ereignisse ein

„Wer ist Charles III.?“ Diese Frage wird zu Beginn in den Raum gestellt. Zahlreiche Königshaus-Experten ordnen die Ereignisse aus Charles’ Leben ein und sollen so eine Antwort auf diese Frage finden. Dabei kommen beispielsweise der Charles-Biograf Jonathan Dimbleby, die Korrespondentin Annette Dittert, die ARD-Königshaus-Expertin Leontine von Schmettow, der Historiker Ed Owens oder der Podcaster James Barr zu Wort. Die Auswahl der Expertinnen und Experten ist zwar vielseitig, doch sie sind sich in ihrer Meinung zu Charles recht einig und äußern sich wenig kritisch.

Der erste, mit „The Son“ überschriebene Teil der Doku beginnt mit dem Tod der Queen, mit Fernsehberichten und Charles’ ersten Auftritten als trauernder Sohn und neuer König. Und so erfährt man vom jungen Charles und seiner „verzweifelten Suche nach Liebe“, wie es heißt, nur wenig. Denn auch wenn wichtige Meilensteine seiner Kindheit und Jugend gezeigt werden, bleibt die Beziehung zu Charles’ Eltern, seine Rolle als Sohn einer Monarchin im Dunkeln.

Das Drama um Charles’ Ehe mit Diana nimmt viel Raum ein

Näher kommt man Charles dagegen im zweiten Teil, der mit „Drama“ überschrieben ist. Zunächst wird ein junger Mann gezeigt, der sich sozial und für den Umweltschutz engagiert, was aber in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird. Denn einzig und allein Charles’ Liebesleben ist von Interesse für die Boulevardmedien, die ihm kaum von der Seite weichen. Untermalt von Songs der 80er Jahre nimmt die Doku die Zuschauer mit auf eine Zeitreise und rollt die Geschichte von Diana und Charles wieder auf. Dabei erliegt die Regisseurin nicht der Versuchung, Diana in den Fokus zu rücken, sondern bleibt mit Bildern und auch in den Aussagen der Experten eng bei Charles.

Die Doku zeichnet das Bild eines Mannes, der von seiner Frau in den Schatten gestellt wird und über den sich die Medien lustig machen. Sie zeigt aber auch einen Charles, der darauf mit Selbstironie reagiert. Und schließlich einen alleinerziehenden Vater, der eine persönliche Tragödie verkraften und eine Rolle übernehmen muss, der er nicht immer gerecht wird.

Was bedeutet der Bruch mit Harry für ihn?

Im dritten Teil – „Becoming King“ – nimmt auch die Beziehung zu seinen Söhnen, die nun rund um seine Krönung am 6. Mai in den Vordergrund rückt, viel Raum ein. Was der Bruch mit Harry für Charles bedeutet – darüber können auch die Experten nur spekulieren. Schließlich beantworten sie die Frage, was für ein König Charles ihrer Meinung nach werden wird. Den Anspruch, einen komplett neuen Blick auf sein Leben geworfen zu haben, kann die Doku nicht erfüllen – dazu ist der Inhalt doch zu bekannt.

Charles – Schicksalsjahre eines Königs: Montag, 1. Mai, 20.15 Uhr, ARD