Meisterrunde im Neckarstadion 1984: Karlheinz Förster und Teamkollegen des VfB Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Es gibt in der Coronavirus-Krise allerlei WM-Finals aus der Konserve, es gibt im Netz Pokalfinals und Spiele aus der Königsklasse aus den Archiven – und es gibt echte Schmankerl. So wie das „Sportstudio“ zur Meisterschaft des VfB Stuttgart 1984.

Stuttgart - Es gibt in diesen dürren Sportzeiten sogenannte Archivperlen, die keine sind. Und es gibt solche, die noch viel mehr sind. Echte Schätze zum Beispiel. Wer ein bisschen stöbert in den Archiven und Mediatheken, auf Youtube oder sonst wo, findet derzeit noch jeden Kick, wobei der selbige dann oft fehlt.

Anders ist das bei einem Beitrag des ZDF, das auf seinen Kanälen eine komplette Folge des „Sportstudios“ hochgeladen hat – aus gutem Grund, wie jeder VfB-Fan beim Betrachten der Bilder schnell sagen wird. Es ist die Folge übers Saisonfinale 1984, und da fängt es aus Stuttgarter Sicht an zu klingeln. Deutscher Meister 1984 – der 26. Mai ist ein historischer Tag für den VfB. Und es ist am Abend ein historisches Sportstudio. Es ist: eine echte Perle.

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Da steht nun also der Moderator Dieter Kürten und hält sich am Anfang nicht mit sich selbst auf – er begrüßt Wolle Kriwanek und Band im Studio, die für ein angemessenes schwäbisches Meister-Intro sorgt. Schnell geht es per Live-Schalte zur Feier ins Stuttgarter Rathaus. Am Tisch sitzen Oberbürgermeister Manfred Rommel und VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder – ein Auszug des Gesprächs mit Kürten sagt mehr als lange Beschreibungen:

MV: Wenn der OB ins Stadion kommt, verlieren wir mit Sicherheit – er war noch nie im Stadion, wo wir nicht verloren haben, so war es heute auch.

Rommel, später: Die Stadt Stuttgart wird alles für den VfB tun, was kein Geld kostet.

Kürten: Der MV hat so viel Geld ausgegeben für ein neues Clubheim, oder nicht?

Rommel: Da muss ich noch mit ihm reden. Vielleicht hat er es schon finanziert, er ist ja auch schon fast ein Schwabe mittlerweile.

MV: Der Herr Rommel hat die Schleyerhalle finanziert, die sollte 15 Millionen Mark kosten, am Ende hat sie 60 Millionen gekostet, da hat er auch ein großes Defizit. Nun hoffe ich, dass er uns hilft, unser Defizit abzudecken.

Schlagfertig ging es hinterher weiter – zumindest im Sinne des jeweiligen Betrachters. So lieferte Reporter Rolf Töpperwien einen Film über die Meisterfeier in Stuttgart, die nach dem Autokorso durch die Stadt auf dem Marktplatz endete. Dort also, wo nach Ansage Töpperwiens acht Stunden vorher noch die Salatköpfe verkauft wurden. Und jetzt am Abend, genau, die Salatschüssel hochgereckt wurde.

Töpperwien hatte die Bedürfnisse der VfB-Fans bei der Party vorm Rathaus später genau im Blick: „Auf den Durst folgt die Wurst!“

Auch im Sportstudio in Mainz war für die Kulinarik gesorgt. Am zünftig gedeckten Gesprächstisch wurde Trollinger ausgeschenkt, und bei den Trinkenden im Studio handelte es sich zu Ehren des VfB um allerlei Stuttgarter Sportgrößen. Eiskunstläuferin Tina Riegel (die heute Jöst heißt) war da, Sportschütze Klaus Zähringer auch. Dazu gab sich neben Trainer und Ex-Profi Horst Köppel auch noch der 400-Meter-Läufer Karl Honz die Ehre.

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Und, na klar, es wurde auch noch mal zur Feier ins Stuttgarter Rathaus geschaltet: Nun stand Meistertrainer Helmut Benthaus am Mikrofon. Zur Ausgangssituation vor dem letzten Spieltag – der direkte Konkurrent HSV war zu Gast in Stuttgart und hätte mit fünf Toren Unterschied gewinnen müssen, um den VfB noch vom Thron zu stoßen – sagte er nach der 0:1-Niederlage dies: „Irgendwo im Nacken war da noch ein im Maikäfer, der herumgekrabbelt ist und ein ungutes Gefühl hat aufkommen lassen. Jetzt ist der Maikäfer aus dem Nacken verschwunden, und wir können alle lustig und fröhlich sein.“

Wie gesagt: Es gibt Perlen. Und es gibt Perlen.

Wie jene vom 26. Mai 1984.