Die Ausstellung im Foyer des Landratsamts schärft den Blick für gute Architektur – und lädt zum Nachahmen ein. Foto: Ines Rudel

Im Landratsamt Esslingen ist die Ausstellung „Ausgezeichnetes Bauen“ eröffnet worden. Die 22 völlig unterschiedlichen Siegerentwürfe zeichnen sich durch hohe architektonische Qualität aus.

Esslingen - Das extravagante Tiny House im Esslinger Norden, der hoch aufragende Festo-Turm auf der  Filderkuppe über der Stadt, das einladende Foyer der Evangelischen Kirche in Filderstadt-Harthausen oder der bewusst minimalistisch angelegte Panoramaweg in der Ostfilderner Parksiedlung könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch haben Einfamilienhaus, Verwaltungshochhaus, Kirchenraum und Landschaftsgestaltung drei Dinge gemeinsam. Die ihnen zugrunde liegenden Entwürfe sind derzeit im Landratsamt Esslingen zu sehen, sie sind allesamt Preisträger des Wettbewerbs „Beispielhaftes Bauen im Landkreis Esslingen“ – und sie senden gemeinsam eine zentrale Botschaft aus: Abkupfern erlaubt.

Die Galerie der 22 Preisträger des Wettbewerbs, den die beiden Architektenkammern des Landkreises schon zum fünften Mal ausgelobt haben, fordert ganz bewusst zur Nachahmung auf. Die in dem Zeitraum zwischen 2012 und 2018 entstandenen ausgezeichneten Gebäude sind nach Einschätzung des Esslinger Landrats Heinz Eininger, der traditionell die Schirmherrschaft über den Wettbewerb inne hat, beispielhaft im besten Sinne des Wortes.

„Haltung, Mut und Konsequenz“

Und das nicht nur des ansprechenden Äußeren wegen. Neben der Optik hat die Jury auch die Raumbildung und Zweckmäßigkeit, die Angemessenheit der Mittel und Materialien und die Einfügung in den städtebaulichen Zusammenhang gewürdigt.

Das Ergebnis dieses vom Juryvorsitzenden Adrian Hochstrasser eingeforderten Dreiklangs aus „Haltung, Mut und Konsequenz“ ist eine sehenswerte Leistungsschau der Architektur im Landkreis Esslingen. Sie hat in den Augen der Initiatoren nur einen kleinen Schönheitsfehler. Während an auszeichnungswürdigen privaten Bauvorhaben ebenso wenig Mangel geherrscht hat, wie an preiswürdigen Gewerbebauten, ist der Geschoßwohnungsbau in der Siegerliste nicht vertreten.

Angesichts nur einer einzigen Bewerbung, die sich unter den eingereichten 88 Arbeiten befunden hat, ist das aus fachlicher Sicht des aus sieben Mitgliedern bestehenden Preisgerichts nicht verwunderlich gewesen. Den Kommunen und Baugenossenschaften als potenzielle Bauherren allerdings müsste dieses Defizit nach Einschätzung der Architektenschaft allerdings zu denken geben.

Ende der Durststrecke beim Mietwohnungsbau in Sicht

Schon anlässlich der Vorstellung der Preisträger vor der Presse hatte Eininger moniert, dass derzeit lediglich 300 Wohnungen im Jahr gebaut würden. Das sei gerade die Hälfte des errechneten jährlichen Bedarfs dessen, was zwischen Schwäbischer Alb, Neckartal und Filderhöhe benötigt werde, um den dringenden Bedarf eines Landkreises zu decken, dessen Zahl auf die 540 000 Einwohner zusteuert. Angesichts der anstehenden großen Bauprojekte in Kirchheim und Nürtingen sieht zumindest der Nürtinger Kammerpräsident Stefan Schwarz das Ende der Durststrecke kommen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Architekt, der sich allerdings wünscht, andere Kommunen würden den guten Beispielen rascher folgen.