Die deutschen Städte versuchten, sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neu zu erfinden – und die Vergangenheit hinter modernen Fassaden zu begraben. Der Autor Sebastian Moll beschreibt Prozesse am Beispiel seines Elternhauses.
Der Frühling des Jahres 2009 war ungewöhnlich schön. Die Tage waren mild, und über der Reihenhaus-Siedlung im Süden von Frankfurt lag der schwere Duft von Forsythien und Hyazinthen. Das Labyrinth von schmalen Gehwegen zwischen den sorgsam gepflegten Gärten war satt überwuchert, und wenn ich in diesem Frühling, die Stimmen spielender Kinder im Ohr, hier entlanglief, überkam mich ein wohliges Gefühl der Geborgenheit.