Den Kiosk auf der Burg Hohenneuffen (Kreis Esslingen) hat der Gastronom Pascal Vetter vom Architekten Johannes Zaiser gestalten lassen. Der minimalistische Zweckbau bekam einen Preis.
Die Sonnenuntergänge auf der Burg Hohenneuffen faszinieren Pascal Vetter. Im Sommer belebt der Pächter der Burggaststätte das Naturspektakel mit DJs und Bands. Die Feierabend-Events ziehen Gäste aus der ganzen Region an. Selbst dem Kiosk hat der 42-Jährige mit bemerkenswerter Architektur ein anziehendes Gesicht verpasst. Kupferschindeln machen den Zweckbau zum Blickfang für Wanderer und Gäste.
Wer sich nach dem Aufstieg auf die älteste Burgruine Baden-Württembergs einen Kaffee oder eine Limonade gönnt, wird am Kiosk bedient. An den einfachen Holzbau der Außenküche, in der Snacks zubereitet werden, hat Vetter den Laden anbringen lassen. Der harmoniert mit dem historischen Gemäuer der ältesten Burgruine Baden-Württembergs. Die Burg aus dem 12. Jahrhundert wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Herzog Carl Alexander zum letzten Mal umgebaut. Er hat einen dichten Gürtel von Abwehreinrichtungen rund um die Festung geplant, wie man sie aus Frankreich kennt. Einen militärischen Nutzen hatte das nicht. Dem Adligen ging es um Baukunst.
Architekt spielt mit der historischen Kulisse des Hohenneuffen
Mit dieser historischen Kulisse spielte der Nürtinger Architekt Johannes Zaiser von Zaiser und Schwarz Architekten bei seinen Plänen. Die Materialwahl verblüfft. Die Basis ist eine relativ schlichte Holzkonstruktion. Sie ist mit handwerklich gut gearbeiteten Kupferschindeln verkleidet. Manchen erinnert das an eine Ritterburg. Faszinierend findet Vetter, „dass das Kupfer mit den Jahren den Farbton verändert“. Als der Kiosk 2022 fertig war, habe ihm „das Gebäude noch eine Spur zu viel geglänzt“. Für das Konzept wurden Bauherr und Planer 2024 beim Wettbewerb „Beispielhaftes Bauen“ der Architektenkammer und des Landkreises Esslingen ausgezeichnet.
Dass der Architekt „die Geschichte des Ortes mitgedacht hat“, freut Pascal Vetter besonders. Als er die erfolgreiche Gastronomie 2018 gemeinsam mit seiner Frau Shari von seinen Eltern Axel und Erika Vetter übernommen hat, schwebte ihm vor, allen Generationen „Erlebnisse auf der Festung zu bieten.“ Als größte Burgruine Baden-Württembergs zieht der Hohenneuffen Gäste von weit her an. Der Ort atmet Geschichte. Bei einem Dreiländertreffen wurde dort am 2. August 1948 die Basis für die Gründung des Bundeslands gelegt.
Dieser historische Hintergrund habe ihn motiviert, das Lokal zu pachten. „Meine Frau Shari kommt aus Baden, ich aus Württemberg“, verweist er auf eine Parallele zur eigenen Familiengeschichte. Von den Burgmauern aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Landschaft der Schwäbischen Alb und bis weit ins Neckartal. Mit der Nachfrage ist Vetter sehr zufrieden. Viele Hochzeitspaare, Familien oder Firmen feiern in den Sälen aller Größen. Bei Wanderern und anderen Gästen ist das Restaurant beliebt. Rostbraten mit handgeschabten Spätzle, Forellenfilet, Wildragout oder Kasnudeln sind auf der Tageskarte zu finden.
Events auf dem Hohenneuffen: Bei einem Rave den Sonnuntergang genießen
Maßgeschneiderte Events liegen Pascal Vetter, der nach seiner Ausbildung zum Koch in München Tourismus-Management studiert hat, am Herzen. Sonntags wird im Burghof-Biergarten gegrillt. Sonn- und feiertags lässt der Falkner Wolfgang Weller um 12, 14 und 16 Uhr seine Falken fliegen – ab Mitte November macht er Winterpause, dann geht es Ende März wieder los. Der Band- und DJ-Szene bieten die Vetters eine spektakuläre Bühne. „Mit einem Aperölchen den Sonnenuntergang auf der Burg genießen“, das komme als After-Work-Event gut an. „Groove Improve“ nennt der Musikfan Vetter die Events. Als nächstes steht am 27. Dezember von 12 bis 18 Uhr der Winter-Rave an.
„Auf die vielfältigen Bedürfnisse einzugehen“, das reizt den Pächter. Schnelle Snacks wie Saitenwürstle oder Maultaschen gibt es am Kiosk. Im Restaurant darf in Ruhe und mit mehreren Gängen getafelt werden. Als Koch gefällt Vetter besonders das Rittermahl; die Termine sind auf der Homepage buchbar. Mit Gerichten wie „Heißer Sud von der gelben Rübe und vielerley Gemüs“ oder „Ganzes Ferkel vom zahmen Landschwein mit Kraut von den Fildern, dazu Semmeltorte und Bratensoße“ taucht er da in die Kochkunst des Mittelalters ein.
Burgruine mit Geschichte
Felsenfestung
Beim Bau des Hohenneuffen war die Felslandschaft der Alb herausfordernd. Die Kernburg steht hoch auf einem Felsen aus Weißjurakalk. „Die vor 1140 von Mangold von Sulmetingen-Neuffen errichtete Burg war durch eine drei Meter starke Schildmauer geschützt, die teilweise noch erhalten ist“, ist auf der Homepage der Staatlichen Schlösser und Gärten zu lesen: www.schloesser-und-gaerten.de. Fast zwei Jahrhunderte war die Burg Sitz der Herren von Neuffen. 1301 ging sie in den Besitz der Grafen von Württemberg über.
Veranstaltungen
Neben Vorträgen und Führungen bieten die Staatlichen Burgen und Gärten auch Kindergeburtstage an – das ist eine der Kooperationen mit der Burggaststätte. Jungs und Mädchen erleben spielerisch, wie das Leben auf der Ritterburg ausgesehen hat.