Der Entwurf des Büros Atelier 30 aus Kassel geht leicht favorisiert in die finale Runde. Hier schiebt sich ein schmaler Kopfbau deutlich sichtbar auf den Bahnhofsvorplatz, wo sich auch der Haupteingang befindet. Die Fassade des lang gestreckten Vielecks besteht aus einem Betonstahlnetz, das mit Fenstern und Holzflächen gefüllt ist. Die bodentiefen Fenster ermöglichen allerdings ein wenig zu große Einblicke in die Rathausbüros, findet die Jury. Foto:  

13 Stunden hat das Preisgericht getagt. Doch welches Architekturbüro das neue Rathaus am Bahnhof bauen darf, ist noch offen. Die Jury kürte vier Zweitplatzierte, aber keinen Sieger. Vielleicht war mancher Entwurf doch zu mutig.

Göppingen - Der Architektenwettbewerb zum Bau eines Verwaltungszentrums am Göppinger Bahnhof geht in die Verlängerung. Auch nach 13 Stunden intensiver Diskussion habe sich die Jury nicht auf einen eindeutigen Sieger einigen können, erklärte der Oberbürgermeister Guido Till (CDU) bei der Bekanntgabe der Ergebnisse. Deshalb habe man keinen ersten, dafür aber vier zweite Preise vergeben.

Bis Mitte Februar haben die ausgezeichneten Büros nun die Möglichkeit, ihre Entwürfe zu perfektionieren. Dann will die aus Architekten, Fachleuten aus dem Rathaus und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen bestehende Jury erneut zusammentreten und sich auf einen Entwurf festlegen. Die endgültige Entscheidung obliegt im Anschluss dem Göppinger Gemeinderat.

Ende 2018 soll der Neubau stehen

Am Zeitplan für das auf 23 Millionen Euro geschätzte Projekt ändere sich dadurch nichts, versicherte der Baubürgermeister Helmut Renftle. Er hoffe, dass im Sommer der Baubeschluss falle. Ziel sei, dass das Gebäude, in dem das Technische Rathaus und einige andere verstreut liegende Verwaltungsstellen unterkommen sollen, bis zum Jahresende 2018 bezugsfertig sei.

Ob dies auch für das Gesundheitszentrum gilt, das sich in einem eigenständigen Gebäudeteil westlich anschließt und das die Architekten bereits mit planten, ist momentan noch offen. „Da müssen wir jetzt mit der Wohnbau reden“, sagte Till. Das städtische Unternehmen soll das Gebäude bauen. Mit einem Rehaanbieter sei man über die langfristige Anmietung von zwei Stockwerken schon weitgehend handelseinig, versicherte Till. In den drei weiteren Geschossen könnten Arztpraxen oder Büros unterkommen.

Tolle Arbeiten, aber kein erster Preis

Der Verzicht auf einen ersten Preis sei keineswegs als Kritik an den teilnehmenden Planern zu verstehen, betonte Gerd Grohe. Der Stuttgarter Architekt ist von der Stadt mit der Projektsteuerung beauftragt und organisierte den Realisierungswettbewerb. 33 Büros hatte die Stadt zur Teilnahme zugelassen, 29 reichten Arbeiten ein. Sie alle wiesen ein „sehr hohes Niveau“ auf, sagte Grohe. Allerdings ergäben sich auch noch Fragen, was aber normal sei. „Das sind ja alles Vorentwürfe“, sagte Grohe. Die vier Preisträger teilen sich nun ein Preisgeld von knapp 100 000 Euro. Vier weitere Büros wurden mit Anerkennungen bedacht, darunter auch „Dauner Rommel Schalk Architekten“ aus Göppingen.

Alle vier siegreichen Entwürfe seien realisierbar, sagte Till. „Wir wollen aber nicht nur eine Architektur, über die das ganze Land spricht, sondern die auch die Herzen der Göppinger erreicht.“ Deshalb müsse man genau hinsehen. Die Neue Mitte, in Fachkreisen hoch gelobt, von Besuchern der Stadt bewundert, aber von den Göppingern eher widerwillig akzeptiert, sei ihm ein warnendes Beispiel. „Das hat meinen Vorgänger das Amt gekostet.“

Der OB kann gelassen sein

Auch unter den vier siegreichen Entwürfen dürfte der ein oder andere das Potenzial besitzen, kommunalpolitische Karrieren zu beenden. Andererseits wäre Till bei der nächsten OB-Wahl 2020 schon 65 Jahre alt. Dass er überhaupt noch einmal antreten möchte, ist eher zweifelhaft.