Mit der Vielfalt der Urbacher Getränke ist es am 1. Juli 2017 vorbei. Coca-Cola will die regionale Marke Urbacher sowie Schurwald komplett einstellen. Foto: Coca -Cola

Die regionalen Getränkemarken Urbacher und Schurwald sollen zum 1. Juli 2017 eingestellt werden, 85 Beschäftigte müssen gehen.

Urbach - Für die Beschäftigten der Coca-Cola-Zweigstelle in Urbach hat die Woche nach dem Einheitsfeiertag wenig erfrischend begonnen. Bei einer überraschend angesetzten Betriebsversammlung ist ihnen am Dienstag mitgeteilt worden, dass 85 der 324 Beschäftigen ihre Jobs verlieren, Urbach soll nur als Logistikstandort erhalten bleiben. „Viele waren schockiert“, sagt Eberhard Immel, der Betriebsratsvorsitzende. Coca-Cola sei in Urbach ein Traditionsunternehmen, viele Beschäftigte seien dort bereits seit langem tätig. „Es trifft viele Arbeiter, die in den 1990er Jahren zum Erfolg von Coca-Cola beigetragen haben“, sagt Uwe Hildebrandt, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG).

Das Ende kommt am 1. Juli

In Urbach betroffen sind die regionalen Mineralwassermarken „Urbacher“ und „Schurwald“ , die es bisher sowohl in PET-Kästen als auch in Glasflaschen zu kaufen gibt. Deren Herstellung solle zum 1. Juli kommenden Jahres eingestellt werden, schreibt der Coca-Cola-Konzern in einer Mitteilung. Geschlossen werden soll zudem die zentrale Werkstatt für Getränkeautomaten, die von Urbach nach Mainz verlagert werden soll. Nur noch drei Automatenwerkstätten solle es künftig in Deutschland geben, heißt es vonseiten des Betriebsrats. „Die Monteure, welche die Automaten warten, arbeiten ohnehin von zuhause aus“, sagt Eberhard Immel.

Der Konzern begründet das Ende der Marken mit „deutlichen Verlusten“. Man habe weitere Investitionen „sorgfältig geprüft“, können den Standort jedoch „in einem wettbewerbsintensiven Markt“ nicht mehr betreiben. Es stimme zwar, dass der Markt durch den Verkauf von Billigmarken über Discounter für Markenprodukte enger geworden sei, sagen die Arbeitnehmervertreter. Bei Coca-Cola habe sich indes abgezeichnet, dass nur noch Marketing für die Mineralwasserkernmarken Vio und Apollinaris betrieben wurde. Marketing für Urbacher und Schurwald habe es nicht gegeben, sagt der Betriebsratsvorsitzende. „Man hat das nur weiterlaufen lassen und nichts investiert.“ „Hätte Coca-Cola vor Jahren in seine regionale Marken investiert, ständen diese jetzt anders da“, findet auch Uwe Hildebrand von der NGG. Es gebe auch etliche andere Beispiele von regionalen Marken, die sich in dem wachsenden Mineralwassermarkt behaupten könnten, betont er.

Ausstiegsszenarien geregelt

Die 85 betroffenen Beschäftigen stehen allerdings nicht über Nacht vor dem Aus. Statt auf betriebsbedingte Kündigungen setze man „einvernehmliche Lösungen“, erklärt Coca-Cola. Hintergrund ist ein Strukturtarifvertrag, den die Gewerkschaft mit dem Getränkekonzern abgeschlossen hat. Dieser regele Ausstiegsszenarien konkret, sagt der Betriebsratschef Immel.

Die Arbeitnehmervertreter bringen die Entscheidung gegen Urbacher mit Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns in Verbindung, der nun stärker auf europäischer Ebene agiere – und regionale Mineralwassermarken nicht weiterführen wolle. Das passt nicht zu Investitionen der vergangen Jahre. Erst im Frühjahr 2014 war ein Urbacher Brunnen mit schweren Bohrgerät aufwendig generalüberholt worden – und im Jahr 2002 waren an dem Standort 6,5 Millionen Euro in eine Abfüllanlage für PET-Flaschen investiert worden.