Unternehmensverbände fordern mehr Zuwanderung, um den Fachkräftemangel zu lindern. Foto: dpa

Der Arbeitnehmerflügel der Union dämpft den Ruf nach mehr Zuwanderung. Einen Teil des Fachkräftemangels lasse sich auch im Inland stillen.

Berlin/Stuttgart - In der Debatte um mehr Zuwanderung kritisiert Peter Weiß (CDU), Chef der Arbeitnehmergruppe im Bundestag, die Wirtschaft: Die Wirtschaft solle nicht immer nur nach mehr Zuwanderung rufen. „Die Wirtschaft ist vielmehr gut beraten, sich erst einmal in den eigenen Reihen nach potenziellen Fachkräften umzuschauen.“

Hintergrund sind Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die den Stuttgarter Nachrichten vorliegen, wonach rund 2,6 Millionen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keinen beruflichen Abschluss haben. Im Südwesten sind es 454 566. Hier gebe es ein riesiges Potenzial zur Gewinnung von Fachkräften.

Ein Förderprogramm der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit dem Namen „Wegebau“, bei dem unqualifizierte Mitarbeiter zu Facharbeitern gemacht werden, wird von der Wirtschaft schlecht angenommen.

130 Millionen Euro Fördergelder ungenutzt

Nur 8387 ungelernte Mitarbeiter der Unternehmen haben bundesweit 2014 im Rahmen von Wegebau an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen. Rund 130 Millionen Euro Fördergelder, die die BA dafür zur Verfügung gestellt hat, blieben ungenutzt und flossen wieder in den Etat der BA.

Weiß sagte im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten: „Mir fehlt das Verständnis dafür, dass das Wegebau-Programm in nur so bescheidenem Umfang angenommen wird.“

Laut Migrationsbericht verläuft die Zuwanderung von Fachkräften aus Ländern außerhalb der EU überaus schleppend: 2013 sind lediglich 4651 Fachkräfte über die „Blaue Karte“ nach Deutschland gekommen. Voraussetzung dafür ist, dass sie mehr als 48 400 Euro jährlich verdienen. 449 Menschen sind ins Land gelassen worden, weil sie eine Lehrstelle in einem Mangelberuf antraten. Insgesamt kamen 24 000 Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern.