Der SPD-Rentenexperte Martin Rosemann will erreichen, dass Menschen aus körperlich und geistig schwer beanspruchten Berufen länger fit fürs Erwerbsleben bleiben.

Berlin - Der Tübinger SPD-Rentenexperte Martin Rosemann macht sich für eine kostenlose Berufsberatung für Menschen über 50 aus körperlich und psychisch hart arbeitenden Branchen stark. Dieser „Ü-50-Check up“ durch das Arbeitsamt solle dazu beitragen, künftig Arbeitslosigkeit und gesundheitlich bedingte Frühverrentung etwa von Bauarbeitern, Gerüstbauern oder Menschen aus Pflegeberufen um die 60 verhindern. Ziel sei es, frühzeitig zu erkennen, wenn ein Jobwechsel angezeigt sei und diese berufliche Veränderung dann professionell zu moderieren.

Rosemann hat den Vorschlag für die SPD jüngst in die Koalitionsarbeitsgruppe „Flexible Übergänge in den Ruhestand“ eingespeist. Die Kosten dieser Berufsberatung unter besonderer Beachtung der gesundheitlichen Verfassung der Betroffenen sollen von der Bundesagentur für Arbeit übernommen werden.

Rosemann sagte im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten: „Die Praxis zeigt, dass es für eine berufliche Umorientierung meist zu spät ist, wenn der Arbeitnehmer erst einmal das Alter von 58 oder mehr erreicht hat.“ Daher müsse früher angesetzt werden.

Sein Konzept, das den Stuttgarter Nachrichten vorliegt, sieht vor, dass grundsätzlich alle Arbeitnehmer über 50 Anspruch auf die neue Leistung des Arbeitsamtes haben sollen. Besonders richte sich das Angebot aber an Menschen aus körperlich oder psychisch stark beanspruchten Berufsgruppen wie etwa aus dem Bau und der Pflege. Auch Niedriglöhner und Zeitarbeiter könnten eine wichtige Zielgruppe sein.

Es gehe dabei darum, für den Betroffenen eine Prognose über seine weitere Arbeitslaufbahn zu erstellen. Ziel sei es, anhand von Informationen über das bisherige Erwerbsleben, den Berufsabschluss sowie körperliche und geistige Belastung im aktuellen Job die Chancen zu ermitteln, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter weiter zu machen. Dabei sollten auch Maßnahmen erarbeitet werden, damit die Betroffenen den Alltag im Beruf besser bewältigen können.

Zunächst solle sich die Beratung auf den bestehenden Job konzentrieren. Falls aber absehbar sei, dass im alten Job eine Sackgasse droht, solle auch nach Alternativen gesucht werden.

Kein Arbeitnehmer soll zu dem Check up verpflichtet sein, das Angebot soll auf freiwilliger Basis ablaufen. Der Arbeitgeber könne mit einbezogen werden, falls der Arbeitnehmer es wünsche. Die neue Leistung müsse mit Angeboten, die die Rentenversicherung und die Krankenkassen bereits heute zur Prävention anbieten, abgestimmt werden. Rosemann: „Keine Frage, die Beratung wird zunächst neue Kosten bei der BA verursachen. Ich rechne aber damit, dass es sich schnell rechnet, weil die Menschen dann länger im Arbeitsleben gehalten werden und länger Beiträge an die Renten- und Krankenkassen leisten.“

Peter Weiß, der Rentenexperte der Union, zeigt sich im Prinzip aufgeschlossen für den Vorschlag: „Wir sind offen für jede Überlegung, den Präventionsgedanken zu stärken.“ Weiß gibt allerdings auch zu bedenken: „Arbeitnehmer haben bereits heute Anspruch auf regelmäßige Gesundheitstests. Da frage ich mich, ob ein zusätzlicher Check up so viel bringt.“

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