Facebook-Chef Mark Zuckerberg könnte als Vorbild gelten: In den meisten IT-Konzernen ist die Methode „Versuch und Irrtum“ Teil der Unternehmenskultur Foto: dpa

Das freut die meisten Mitarbeiter – aber wie ernst ist es gemeint? Immer mehr Führungskräfte wollen eine Kultur der Fehlertoleranz in ihrem Unternehmen etablieren.

Stuttgart - Knapp zwei Drittel der deutschen Manager wollen eine Kultur der Fehlertoleranz in ihrem Unternehmen etablieren. Ziel solle sein, kreative Freiräume zu schaffen. Das ist ein Ergebnis der Umfrage der „Human Resources in der digitalen Transformation“ der Management-Beratung metaBeratung, für die branchenübergreifend 100 Führungskräfte von Wirtschaftsunternehmen in Deutschland befragt wurden. „Kreative und mutige Persönlichkeiten sind in einem Wirtschaftsunternehmen unverzichtbar, um die neuen Herausforderungen der digitalen Transformation konkret anzupacken“ sagte Geschäftsführer Rainer Neubauer.

Neubauer kritisierte, dass die Umstellung auf eine Arbeitsweise, die mehr Fehler zulasse, derzeit bei den Digitalisierungsprojekten noch nicht genügend berücksichtigt. „Im Gegenteil: Die Verursacher von Fehlern riskieren, schnell dafür verurteilt zu werden“, so Neubauer. Dabei müssten „Fehler und Risiken professionell einkalkuliert werden“, um die Unternehmen für das digitale Zeitalter fit zu machen.

Um die Rahmenbedingungen für den digitalen Umbau zu verbessern, glauben laut Umfrage rund 60 Prozent der Fach- und Führungskräfte, die Unternehmen sollten gezielt daran arbeiten, mangelnde Risikobereitschaft zu überwinden und eine Kultur der Fehlertoleranz zu etablieren. „Wie eine Arbeitsweise mit Fehlertoleranz in der Praxis funktioniert, machen beispielsweise erfolgreiche Start-up-Gründer vor“, sagte Neubauer. „Die Persönlichkeiten, die häufig in diesen Unternehmen arbeiten, lassen sich durch eigene Vorbehalte oder gar Angst vor Fehlern nicht lähmen.“

Das Problem: Führungskräfte sollen Vorgaben erfüllen

Arbeitsforscher unterstützen Aussagen wie diese. Allerdings stünden viele Führungskräfte selbst unter Druck, keine Fehler machen zu dürfen, heißt es beim Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. „Sie sind in einer Sandwich-Position. Sie sollen nach unten predigen, dass Fehler gemacht werden dürfen, aber müssen die Vorgaben ihres eigenen Chefs erfüllen“, sagt Arbeitsforscher Antonio Ardilio. Besonders kleinere Unternehmen hätten es schwer, mehr Innovationen nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ zuzulassen. „Sie haben oft nur einen Schuss frei. Deshalb ist der Druck auf die Führungskräfte enorm.“

Ardilio plädiert dennoch für ein Umdenken: „Fehler müssen gemacht werden dürfen. Wenn man keine Fehler machen darf, dann ist man nicht innovativ.“