Wer entscheidet über die Ferien? Und wie arbeitet der Landtag? Dessen Präsidentin Muhterem Aras erklärt es den Schülern. Foto: Simon Granville

Muhterem Aras sprach bei ihrem Besuch in der Pestalozzischule mit Acht- und Neuntklässlern über Demokratie, Politik und eigenes Engagement.

Sie hatten sich gut vorbereitet, die Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule. Mit zahlreichen Fragen gewappnet saßen die Acht- und Neuntklässler in der Aula und warteten auf den Besuch aus der Landeshauptstadt – auf die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). „Wir haben uns über die Landtags-Homepage zu einem solchen Schulbesuch vom Landtag angemeldet und uns über die Zusage gefreut“, erzählte die Rektorin Beate Bantlin-Wildt auf Nachfrage.

Aras an Landespolitiker: Brauchen mehr Lehrer

Entsprechend groß sei die Aufregung in dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen, wie die Schule offiziell heißt, im Vorfeld gewesen, fügt die Fachlehrerin Anna Hoffmann hinzu.

Die Stuttgarter Grünen-Politikerin Aras ist seit 2016 Landtagspräsidentin. Mit Schulbesuchen hat sie reichlich Erfahrung, auch in Leonberg. Überhaupt könne sich die Stadt nicht beschweren was die Vertretung durch die Politik betreffe, sagt sie mit Blick auf die drei Abgeordneten in der ersten Reihe: Sabine Kurtz (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin, Peter Seimer (Grüne) und Hans Dieter Scheerer (FDP).

Janosch aus der neunten und Felix aus der sechsten Klasse hatten als Schülersprecher die Aufgabe, die Besucherin aus dem Landtag zu begrüßen und über ihre Arbeit in der Schülermitverwaltung zu berichten. Die Rektorin hieß den Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) willkommen sowie die Erste Bürgermeisterin Josefa Schmid (FDP), in deren Zuständigkeit die Leonberger Schulen liegen. Sie könne sich „an dieser Stelle nicht verkneifen zu sagen, dass wir einfach mehr Lehrkräfte brauchen“, appellierte die Rektorin an die Verantwortlichen aus der Landespolitik.

„Lasse mir meine Heimat nicht von Rechtsradikalen wegnehmen“

An den Oberbürgermeister ging gleich die erste Schülerfrage: „Warum gibt es bei uns noch keine Whiteboards?“ Sie seien bestellt, antwortete Cohn, aber es gebe, nicht zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs, Lieferschwierigkeiten. Die nächste Frage eines 14-Jährigen hatte es in sich: „Wie beendet man einen Krieg?“, wollte er wissen. Muhterem Aras: „Am einfachsten wäre es, wenn Putin die Truppen zurückzieht. Weil das aber nicht geschieht, ist es richtig, so viel Druck aufzubauen, bis Putin zu Gesprächen bereit ist“, sagte sie.

Auch warum die heute 57-Jährige, die in der Türkei geboren wurde und seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland lebt, in die Politik gegangen ist, erzählte sie den Schülern. In ihrer Jugend habe es teilweise eine sehr fremdenfeindliche Stimmung gegeben und sie habe oft Angst gehabt. Doch dann habe sie sich gesagt, „ich lasse mir dieses schöne Deutschland, meine Heimat, nicht von Rechtsradikalen wegnehmen.“ So habe sie begonnen, sich zu engagieren und zwar in der Kommunalpolitik, „eine ganz wichtige Ebene“, betonte sie.

Die Jugendlichen haben viele Fragen

Wer entscheidet über unsere Ferien, wollten die Schüler wissen und wann die Politikerin selbst Ferien macht und was das Wichtigste war, worüber sie entschieden habe. (Aras: „Die Wahlrechtsreform, die dazu beitragen soll, dass mehr Frauen und mehr junge Leute in den Landtag kommen.“) Die Jugendlichen interessierten sich für den Arbeitsalltag der Präsidentin, wie sie mit Anliegen der Bevölkerung umgeht und auch ob sie mit Politikern anderer Parteien befreundet sei. Zu letztem sagte sie: „Ganz klar ja, wir leben ja in einer Demokratie. Man kann auch mit Menschen befreundet sein, die andere Meinungen haben, man muss nur respektvoll miteinander umgehen.“

Muhterem Aras erklärte den Schülern, wie der Landtag arbeitet, was Demokratie bedeutet („Man darf immer streiten, wichtig ist, dass man dabei fair bleibt.“) und warum es wichtig ist, dass sich Jugendliche engagieren. Am Schluss überreichte Schülersprecher Janosch der Landtagspräsidentin einen Blumenstrauß, worauf diese sich mit einem Lob von den Pestalozzischülern verabschiedete. „Ihr habt das großartig gemacht und Fragen gestellt, die sonst noch keiner gestellt hat und die teilweise echt schwierig waren“, sagte sie und machte sich auf zum nächsten Schulbesuch in Untertürkheim.