Röhrenaale sind sehr scheue Tiere und verstecken sich im Sand. Foto: imago stock&people

Weil Röhrenaale in einem Aquarium in Tokio ohne Besucher immer scheuer werden, rufen Pfleger im Internet dazu auf, mit ihren Aalen zu Facetimen. Eine Million Menschen melden sich.

Stuttgart - Nicht nur uns Menschen trifft die Coronakrise, auch das Leben vieler Tiere verändert sich aufgrund des Ausbruchs des Virus. Und das kann kuriose Folgen haben. In Japan hat das Sumida-Aquarium Anfang Mai seine Follower über Twitter um Hilfe gebeten. Der Appell an die Fans: Videotelefoniert mit unseren Röhrenaalen!

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Was absurd klingt hat einen simplen Hintergrund. Auch in Japan sind aufgrund des Ausbruchs der Coronapandemie seit Anfang März alle Zoos und Aquarien geschlossen. Wo normalerweise tausende von Besucher täglich an den Aquarien vorbeilaufen, hineinschauen, oder an die Scheibe klopfen, herrscht jetzt gähnende Leere. Eigentlich klingt das nach Entspannung für die Aale. Doch die vergessen so langsam, dass sie an Menschen gewöhnt sind und verstecken sich im Sand, sobald ihre Pfleger an das Aquarium treten. „Ich war überrascht, weil ich das zum ersten Mal erlebt habe“, sagte Pfleger Ryohei Horii gegenüber der Tokio Times. „Weil wir sie jetzt nicht mehr sehen, ist es uns unmöglich, ihre Gesundheit zu überwachen“.

Normalweise sind Röhrenaale scheue Tiere und ziehen sich, sobald sie Gefahr wittern, in ihre Röhren im Sand zurück. Sie bleiben mit ihren Hinterleibern ständig in den Röhren, mit ihren pendelnden Körpern schnappen sie nach Plankton. Aufgrund der vielen Besucher passen sie sich in Aquarien an Menschen an und zeigen sich.

Eine Million Anrufer meldeten sich bei Aquarium

Um sie wieder an Publikum und den Trubel vor ihrer Scheibe zu gewöhnen, kam den Pflegern die Idee, Besucher mit den Röhrenaalen facetimen zu lassen. Drei Tage lang hatten Anrufer die Chance für fünf Minuten mit den Aalen zu telefonieren. Dafür befestigten die Pfleger Tablets an dem Aquarium der Röhrenaale. Einzige Bedingungen. Die Anrufer mussten mit den Fischen reden und sich vor dem Bildschirm bewegen. Und tatsächlich. Die Aktion zeigte Erfolg. Langsam schoben die Aale ihre Köpfe aus dem Sand und zeigten sich den Menschen.

Über eine Million Anrufe erreichten die Pfleger. Das gab das Aquarium auf Twitter bekannt. „Da wurde mir bewusst, wie gerne die Menschen unsere Aale haben“, sagte Horii. „Wir werden gut für sie sorgen, bis ihr Besucher wieder zurück zu ihnen dürft“.