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Im vernetzten Auto kann man Musiktitel abrufen und die persönlichen SMS abrufen.

Leinfelden-Echterdingen - Der hübsche Song aus dem Autoradio ist blitzschnell heruntergeladen, der Wetterbericht oder die Bundesligaergebnisse sind jederzeit abrufbar. Auch eine SMS kann man vom Steuer aus erstellen, ohne den Verkehr aus dem Blick zu verlieren: Schon in zwei, drei Jahren, sollen Unterhaltungs- Informations- und Kommunikationsdienste kombiniert in Neuwagen einziehen. Die Deutsche Telekom und der Autozulieferer Continental wollen die Marktführerschaft übernehmen. Sie haben am Donnerstag in Leinfelden-Echterdingen einen Prototypen des vernetzten Fahrzeugs vorgestellt, das sie gemeinsam entwickelt haben. AutoLinhQ führt Navigation, Internet und Online-Dienste zusammen.

"Alles ist heute vernetzt, nur das Auto nicht", erklärt Heinz Egeler, der bei der Telekom-Tochter T-Systems den Bereich Automotive leitet und für die Partnerschaft mit Continental verantwortlich ist. Dass die aus dem Internet oder vom Smartphone bekannten Anwendungen beim Fahren bisher nicht möglich waren, lag an der (noch) geringen Bandbreite der Funknetze. Abgesehen von technischen Defiziten ist aber vor allem das Sicherheitsrisiko sehr hoch. Trotzdem fingern Tausende bei voller Fahrt auf ihrem Handy herum. Allein in den USA sterben jährlich 7000 Autofahrer, weil sie - abgelenkt durchs Mobiltelefon oder beim Verfassen einer SMS - einen Unfall bauen.

"Wegen der komplizierten Tastaturen ist eine sichere Bedienung während der Fahrt nicht möglich", sagt Sten-Olaf Wilkening von Continental. Es fehle an der Benutzerfreundlichkeit, um auch im Autobahntempo auf Internetdienste zurückgreifen zu können. Zudem gab es bisher keine durchgängigen Lösungen, die Technologie, Infrastruktur und die Inhalte integriert bereitstellen.

Flexibel und erweiterbar

Continental und die Deutsche Telekom haben nun Inhalte und Applikationen einem in ein Autofahrergerechntes Bedienkonzept eingepasst, das intuitiv und ablenkungsfrei mit der Sprache steuerbar ist. Kern ist ein Mediencenter im Netz, in dem die Nutzer ihre Daten und Anwendungen (Apps) verwalten und von überall abrufen können: vom Bordcomputer im Auto, vom Smartphone oder vom PC aus. Das Display, dessen Oberfläche an ein I-Phone erinnert, wird vom Lenkrad aus per Sprachbefehl gesteuert. Die Partner setzen noch einen drauf: Das System sei flexibel und für neue Lösungen und Applikationen erweiterbar. "Es geht nicht darum, im Fahrzeug zu surfen", warnt Egeler.

Nahezu alle Hersteller arbeiten an Konzepten, die Autos mit der Lebens- und Arbeitswelt vernetzen. Bei Volkswagen heißt es Connected World, bei Daimler MyCommand, bei Ford Sync und bei BMW Connected Drive. Bisher aber sind vor allem Telematikdienste auf dem Markt. BMW bietet in allen Fahrzeugklassen erweiterte Verkehrsinformationen, einen automatischen Notruf oder Google-Dienste an. Telekom und Continental seien bisher die einzigen Anbieter, die ein vernetztes System aus einem Guss bieten und so für die problemlose Integration in Autos sorgen können, werben die Partner. "Damit läuten wir ein völlig neues Zeitalter für Information, Kommunikation und Unterhaltung im Auto ein", schwärmt Egeler. "Wir bringen die Apps ins Auto." Das sei vergleichbar mit dem Wechsel vom Wählscheiben-Telefon zum Smartphone.

Bedarf sehen die Konzerne vor allem bei den Autoherstellern - "Die Resonanz ist sehr gut, auch in den USA und in China" - und für Geschäftsleute. Dabei seien verschiedene Modelle denkbar: Die Telekom baut den Marktplatz, und der Hersteller vermarktet ihn, oder Kunden buchen AutoLinQ als Zusatzdienst zu. Bereits in zwei bis drei Jahren könnten die Autos mit AutoLinQ verkauft werden. Die Entwicklungs- und Investitionskosten für das Projekt wollte Egeler nicht nennen, wohl aber, was auf den Endnutzer zukomme: die Kosten fürs Gerät entsprächen dem eines Navi, die monatliche Flatrate betrage rund zehn Euro.

MAN-Laster melden den Spritverbrauch

Eine Variante hat MAN bereits bundesweit im Einsatz. Es umfasst ein digitales Fahrtenbuch, ein Fuhrpark- und Wartungsmanagement. Über Telematik melden die Wagen Spritverbrauch und Durchschnittsgeschwindigkeit. Der nächste Schritt ist, so Egeler eine Verbindung mit der Spedition: Von der Leitstelle kann sie die Routen am Bildschirm verfolgen und Nachrichten an sie absetzen, etwa, um Transporte umzudisponieren. Das laste die Flotte besser aus.