Mit Kerzen gedenken Freunde und Verwandte dem jungen Unfallopfer Foto: Heino Schütte

In der Traueranzeige für ihren tödlich verunglückten Sohn richtet sich eine Familie an junge Raser und mahnt zur Vorsicht.

Aalen - Es sind Szenen und Worte, die eine ganze Region bewegen: Die Familie und Freunde eines in Aalen tödlich verunglückten Fahranfängers haben sich in einem öffentlichen Appell an junge Fahrer von leistungsstarken Autos gewandt.

Der 18-jährige Alexander H. war laut Polizei vor einer Woche mit mindestens 100 km/h auf der Stuttgarter Straße durch die Aalener Innenstadt gerast. Dabei verlor er die Kontrolle über seinen Golf und prallte gegen eine Hausmauer.

Das Auto wurde bei dem Aufprall völlig zerstört. Der junge Mann starb, seine ebenfalls 18-jährige Beifahrerin erlitt schwerste Verletzungen. Die Polizei schließt ein illegales Autorennen nicht aus.

Der Vater des Verunglückten bekennt sich nun in der vom Unfallbild unterlegten Traueranzeige in der örtlichen Presse dazu, dass er seinen Sohn „zur Autobegeisterung“ erzogen habe. Er erklärt weiter: „Alex lernte das Fahren, aber wie so viele von euch guten Fahrern lernte er nicht, die Macht und die Gewalt der Fahrzeuge richtig einzuschätzen.“

Auch weitere Angehörige und Freunde schrieben dazu im Nachruf: „Wir hoffen, dass dieses traurige und schreckliche Ereignis, welches Alex aus unserer Mitte gerissen hat, in euch allen zu einem Umdenken führt. Es ist nicht cool, auf Straßen, zwischen Häusern und Blitzern mit der Polizei Katz und Maus zu spielen. Die Polizei leistet gute Arbeit und versucht nur, solche Geschehnisse zu verhindern. “

Die mediale Verbreitung der Botschaft ist ausdrücklich erwünscht. Deshalb erntete dieser etwas andere Nachruf auch schon Tausende Klicks und Hunderte Kommentare in den sozialen Netzwerken. Aus diesen klingen Schuldbewusstsein und Schmerz heraus. Damit geht auch die nach dem Unfall von der Polizei formulierte „stille Hoffnung“ einher, dass vor allem jüngere Auto– und Motorradfahrer durch das schreckliche Geschehen zum Nachdenken über das eigene Fahrverhalten animiert werden.

Nach Veröffentlichung der Traueranzeige wurden an der Unfallstelle in Aalen Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Die Umstände des Unfalls sind noch nicht vollständig geklärt.

Anwohner der Stuttgarter Straße beklagen sich schon seit Jahren über diese „heimliche Rennstrecke“. Die Polizei berichtete, dass es in jüngster Zeit wieder verstärkt Meldungen über Auto– und Beschleunigungsrennen im Remstal gegeben habe. Vor allem junge Autofahrer würden sich in den Nachtstunden gerne an Tankstellen oder auf Parkplätzen treffen und sich anschließend auf Rasereien einlassen. Auch die Strecke von Aalen nach Stuttgart sei demnach bei Rasern sehr beliebt.