Wie teuer darf eine FFP2-Maske sein, die in der Apotheke über den Ladentisch geht? Das ist strittig. Foto: dpa/Friso Gentsch

Führender Landespolitiker fordern, dass FFP2-Masken zu einem Euro verkauft werden sollen. Der Apothekerverband und der Einzelhandel lehnen das ab. Was kritisieren die Verbände an dem Vorstoß?

Stuttgart - Einen Euro sollen die FFP2-Masken in der Apotheke oder im Handel kosten, die seit Montag im Nahverkehr und in den Geschäften, in Krankenhäusern und Gottesdiensten vorgeschrieben sind – neben den OP-Masken, die aber weniger Schutz bieten. Dies verlangt zumindest Baden-Württembergs CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart. Keinesfalls sollten auf den Einkaufspreis mehr als zehn Prozent drauf geschlagen werden. Damit will er ärmeren Haushalten helfen, denen das Geld für den teureren Schutz fehlt. Rückendeckung für diese Forderung erhält Reinhart von SPD und Linkspartei.

Maskenverkauf ist ein beratungsintensives Geschäft

Derzeit werden stellenweise bis zu sechs Euro für eine Maske verlangt. Bei dieser freien Preisgestaltung soll es aus Sicht des Apothekerverbandes Baden-Württemberg auch bleiben. Die politische Idee sei „schwer nachvollziehbar“, moniert dessen Sprecher Frank Eickmann. Ein Verkaufspreis von einem Euro „geht vollständig am Marktpreis vorbei“, denn er liege unterhalb des Angebots im Zwischenhandel – auch ein minimaler Aufschlag auf den Einkaufspreis sei „betriebswirtschaftlich nicht darstellbar“.

Die Apotheken hätten ohnehin Umsatzeinbußen zu verzeichnen, weil viel weniger Menschen zum Arzt gingen und der Bedarf an Medikamenten geringer sei. Zudem sei der Verkauf von Masken ein beratungsintensives Geschäft – die Menschen hätten viele Fragen zu ihrer Behandlung. Außerdem lägen die Apotheken im Wettbewerb untereinander, aber auch mit dem Onlinehandel, der vollständig andere Bedingungen habe. „Den Preis regelt der Markt selbst“, sagt Eickmann. Wollte der Staat dort eingreifen, hätte die Politik ein „großes Gewicht zu stemmen“.

Sechs Euro pro Maske aus dem Gesundheitsfonds

Gegen eine geringe Zuzahlung erhalten 34 Millionen Bürger über 60 Jahren oder mit Vorerkrankungen ohnehin kostenfreie FFP2-Masken. Dazu verschicken die Krankenversicherer Gutscheine. Laut der Corona-Schutzmaskenverordnung werden jeder Apotheke sechs Euro pro Maske aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds erstattet. „Da muss die Politik sich mal einig werden, wie sie das handhaben will“, zeigt der Sprecher der Landesapothekerkammer einen Widerspruch auf.

Die Hauptgeschäftsführerin des Einzelhandels im Land, Sabine Hagmann, zeigt sich „verwundert“ über den Vorstoß. Mit ihrem „Zickzack-Kurs“ schüre die Politik neue Verunsicherung. Wenn FFP2-Masken zwingend seien, solle der Staats das anordnen und auch bezahlen. „Wir tun ja alles, um die Bürger damit zu versorgen“, sagt Hagmann. Der Einkaufspreis werde jedoch vom Markt geregelt, der Handel nehme „keine Riesenaufschläge“ vor – es werde darauf geachtet, dass der Preis angemessen sei. Denn: „Wir wollen mit diesen Produkten keinen Reibach machen.“

Die Kommunen im Land wollen sich nicht beteiligen

Dass die unterfränkische Kreisstadt Bad Kissingen an alle 14 000 Haushalte FFP2-Masken verteilt hat, ist kein Vorbild für Baden-Württemberg: „Von unseren Mitgliedern haben wir dazu noch nichts gehört“, sagt eine Sprecherin des Städtetags. „Klar ist: die Kommunen können die Ausstattung nicht flächendeckend vornehmen und werden es auch nicht wollen.“

SPD-Fraktionschef Andreas Stoch ermahnt derweil den Bund, Grundsicherungsempfänger mit kostenfreien FFP2-Masken zu versorgen. Und die Linkspartei in Baden-Württemberg fordert das Land zu deren Bereitstellung auf, statt die OP-Masken als günstigere Alternative zuzulassen. „Es ist unerträglich, dass mit der Einführung der Pflicht zum Tragen medizinischer Masken der soziale Status an der Maske ablesbar wird“, kritisiert die Spitzenkandidaten der Linken, Sahra Mirow.