AOK-Landeschef Johannes Bauernfeind Foto: picture alliance/dpa/AOK Baden-Württemberg/Thomas Kienzle

Eine AOK-Statistik der ersten fünf Monate des Jahres zeigt: Die Fallzahlen im Krankenhaus gingen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 17 Prozent zurück.

Während der letzten Omikron-Welle sind die Fallzahlen in den Krankenhäusern von Baden-Württemberg ähnlich stark zurück gegangen wie in den drei vorherigen Infektionswellen. Nach einer unserer Zeitung vorliegenden Auswertung des Wissenschaftlichen Dienstes der AOK haben sich die Fälle der Behandlung von nicht psychischen Erkrankungen in Kliniken von Januar bis Mai dieses Jahres um 17 Prozent verringert gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2019. „Die Rückgänge haben ein ähnliches Ausmaß wie bei den Wellen davor, aber andere Gründe“, sagt AOK-Landeschef Johannes Bauernfeind. Sie dürften in erster Linie auf Personalausfälle zurückzuführen sein, während es zu Beginn der Pandemie gezielte Absagen von planbaren Operationen gewesen seien, damit die stabile Versorgung gewährleistet bleibt.

Bei Rückenschmerz ein Minus von 40 Prozent

Auffällig sind für die AOK die starken Einbrüche bei Krankenhausbehandlungen und bei den Diagnosen, bei denen auch eine ambulante Versorgung infrage käme: bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD lag das Minus bei 39 Prozent, bei Rückenschmerzen bei 40 Prozent, bei Bluthochdruck bei 41 Prozent und bei Diabetes bei 21 Prozent.

Handelt es sich um Überversorgung?

„Hier kann man wohl nicht mehr von einem vorübergehenden Pandemieeffekt sprechen. Diese Patienten, die in der Vergangenheit häufiger im Krankenhaus behandelt wurden, kommen mit diesen Erkrankungen nicht mehr so schnell dorthin zurück“, sagt Bauernfeind. Diese Entwicklung müsse in die Überlegungen zur Reform der Krankenhauslandschaft in Deutschland einbezogen werden. „Die Regierungskommission Krankenhaus ist gefordert, den Abbau von Über- und Fehlversorgung, der sich zumindest in Teilen hinter den Zahlen verbergen dürfte, in ihre Überlegungen mit einzubeziehen.“

Elf Prozent weniger Infarktpatienten

Weniger drastisch sind die Rückgänge der Fallzahlen bei Notfällen und Krebs – aber auch sie hat es gegeben. So gab es in den ersten fünf Monaten 2022 jeweils elf Prozent weniger Herzinfarkt- und Schlaganfallbehandlungen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit, bei Krebs ist das Bild ähnlich: Es gab 17 Prozent weniger Darmkrebsoperationen und zehn Prozent weniger Eingriffe bei Brustkrebs im Krankenhaus. Moderat waren die Rückgänge bei planbaren Operationen, die zu Beginn der Pandemie ja stark eingeschränkt wurden. Bei der Implantation von Hüftgelenken gab es ein Minus von vier Prozent, stark rückläufig waren Mandelentfernungen im Krankenhaus (minus 44 Prozent).

Sterblichkeit bei Beatmeten blieb hoch

Zu Corona sagt der Bericht, dass mit der Omikron-Welle der Anteil der Patienten, die wegen Covid-19 stationär behandelt werden mussten, stark gesunken sei, die Zahl der infizierten Patienten, bei der Covid nicht der Behandlungsanlass war, stieg stark an. Die Zahl der wegen einer Covid-Erkrankung auf eine künstliche Beatmung angewiesenen Patienten halbierte sich im Vergleich zu den beiden vorangegangen Infektionswellen. Die Sterblichkeit bei schwer kranken Covid-Patienten, die beatmet werden mussten, war allerdings auch in der Omikron-Welle noch hoch und lag weiterhin bei 50 Prozent.