Seit dem 1. August 2022 fährt der Bus 131 durch die Wohnstraße Pfennigäcker in Heumaden. Nach mehr als drei Monaten sagt Anwohner Marcus Fach: Vieles hat sich für die Anwohner verschlechtert. Foto: Caroline Holowiecki

Seit August fährt die umstrittene Linie 131 durch die Wohnstraße Pfennigäcker in Heumaden. Wie läuft’s inzwischen? Ein Anwohner und der zuständige Planer berichten Unterschiedliches.

Einmal hin, einmal zurück, und das im 30-Minuten-Takt: Seit August nimmt der Bus 131 auf seiner Fahrt zwischen Esslingen und Kemnat den Weg durch die Straße Pfennigäcker in Heumaden. ÖPNV-Fans dürfte das freuen, und auch die Mitglieder des Sillenbucher Bezirksbeirats begrüßten das erweiterte Angebot im Sinne der Verkehrswende. Unter den Anwohnern war und ist die neue Busroute allerdings höchst umstritten. Sie befürchteten Lärm, einen erhöhten Parkdruck und Gefahren für Fußgänger. 245 Unterschriften gegen das Projekt wurden gesammelt.

Der Anwohner Marcus Fach ist nach mehr als drei Monaten desillusioniert. Er sieht tatsächlich Verschlechterungen. Zuallererst sei es lauter geworden. 82 Busfahrten sind es täglich zwischen 4.37 und 1.19 Uhr. „Der Diesel macht einfach Krach“, mittags sei sogar ab und an ein Gelenkbus unterwegs. Seine Hauptkritik: Der Bus sei außerhalb der Stoßzeiten mitunter schlecht ausgelastet. „Häufig ist er abends komplett leer.“

Sind die Busse oft leer oder schlecht besetzt?

Tatsächlich: An diesem Freitag kurz nach Mittag rollt von Kemnat kommend ein Bus mit gerade mal zwei Passagieren an Bord vorbei. Das Fahrzeug, das wenig später in die entgegengesetzte Richtung fährt, ist deutlich besser besetzt. „Ich verstehe es nicht, hier fahren drei Stadtbahnlinien“, sagt Marcus Fach. „Alle Welt redet vom Umweltschutz, aber wenn der Bus leer bleibt, muss ich mich fragen, wo die Umweltfreundlichkeit bleibt.“

Ein Flopp? Bei Mario Graunke, dem zuständigen Verkehrsplaner, hört sich das anders an. „Die Rückmeldung vom Unternehmen GR Omnibus ist durchweg positiv.“ Die Busse fahren stabil durch die Straße, „grundsätzlich funktioniert es reibungslos“, die neuen Haltestellen Bockel- und Kemnater Straße würden gut angenommen. Die durchschnittliche Auslastung sei über weite Teile des Tages zweistellig, aussagekräftig sei das indes noch nicht. „Im öffentlichen Verkehr wertet man das nach zwei Jahren aus“, stellt er klar. Das Angebot sei noch sehr neu, zudem habe der ÖPNV noch Aufholbedarf nach der Coronazeit. „Das wird sich mit Sicherheit noch stabilisieren“, sagt er.

Unmittelbar vor Marcus Fachs Haus ist direkt dessen nächste Kritikpunkt. An der Straßenseite, an der sich sein Reihenhaus befindet, dürfen Autos nicht mehr parken, damit der Bus ausreichend rangieren kann. Dies habe aber einen nachteiligen Effekt. „Das wirkt jetzt wie eine Einfallschneise, es wird deutlich schneller gefahren“, sagt er, gemessen habe er das allerdings nicht. Durch die weggefallenen Parkplätze habe sich zudem der Druck erhöht. Zugunsten des Busses wurden 20 von 140 Stellplätzen am Pfennigäcker gestrichen. Tatsächlich stehen hier aber nicht nur Autos von Anwohnern. Viele Pendler, vornehmlich aus dem Kreis Esslingen, stellen rund um den Stadtbahn-Stopp Heumaden ihre Fahrzeuge ab und nehmen dann die Bahn. Dadurch sparen sie sich eine Zone. „Die fahren nun mehrfach im Kreis und suchen. Die parken nach wie vor hier“, sagt Marcus Fach.

Evaluiert werde frühestens Ende 2023, Anfang 2024

Ob Pkw jetzt tatsächlich schneller fahren, entzieht sich Mario Graunkes Kenntnis. Die Busse wiederum hätten ein GPS-basiertes Rückmeldetool, das das Tempo über mehrere Hundert Messpunkte anzeige. „97 Prozent fahren langsamer als 30“, sagt er. Marcus Fach wünscht sich dennoch, dass am Pfennigäcker Zählungen und Messungen unternommen werden – und „dass man auf Basis der Fakten nochmals den Schutz der Anwohner gegen den Mehrwert eines 131 durch den Pfennigäcker neu abwägt“. Er könnte sich als Kompromiss vorstellen, dass der Bus in den Stoßzeiten fährt, „aber an den Wochenenden nicht und bitte nicht nachts und morgens“.

Mario Graunke sagt indes, evaluiert werde frühestens Ende 2023, Anfang 2024. Gebe es bis dahin keine gravierenden Probleme, werde man in absehbarer Zeit nicht von der Busführung abweichen. Vielmehr soll im Frühjahr endlich die noch fehlenden Haltestelle Bernsteinstraße dazukommen.