Schauen und Fotografieren ist nicht verboten. Den Garten betreten, indes schon. Foto: dpa

Unbekannte, die das Nachbarhaus fotografieren oder in den Garten schleichen: Das löst bei Bürgern in Filderstadt derzeit Sorgen aus. Die Polizei äußert sich zu den Vorfällen – und sagt, was man bei „schlechtem Bauchgefühl“ tun soll.

Filderstadt - Kevin Stoll fühlt sich seit dem Wochenende zu Hause nicht mehr so sicher. Grund sind die beiden Männer, die er und seine Familie in ihrem Plattenhardter Wohngebiet beobachtet haben. Es war am Freitag gegen 18 Uhr, da war Kevin Stoll mit seinen jüngeren Geschwistern auf dem Spielplatz gleich vor dem Haus. Da sei plötzlich ein unbekannter Mann dagestanden, der sich die Häuser genauer angeschaut habe. „Bei meiner Nachbarin hat er geklingelt“, sagt Stoll. Als sie nicht aufgemacht hat, sei der Mann einfach in den Garten hinter das Haus gelaufen. Als Stoll seiner Nachbarin später davon berichtet hat, „war sie völlig aufgelöst“, sagt er. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was der Fremde in ihrem Garten zu schaffen hatte.

Für Stoll war die Geschichte der Ungereimtheiten damit aber nicht vorbei, wie er erzählt. In der Nacht auf Samstag hat er morgens gegen 4 Uhr wieder einen Unbekannten vor seinem Haus beobachtet. Er arbeite im Einzelhandel, seine Schicht habe um 6 Uhr begonnen, deshalb sei er so früh wach gewesen. Früh genug, um jenen Mann zu bemerken, der laut Stoll um die Häuser in der Nachbarschaft schlich. Der Plattenhardter hat sein Fenster im ersten Stock geöffnet, der Fremde sei daraufhin über einen Feldweg getürmt. Seither lassen er und seine Familie die Rollläden runter und verrammeln alle Türen.

Es kam ihr erst im Nachhinein komisch vor

Ebenfalls am Freitag hat Annett Fischer aus Bonlanden zwei Frauen beobachtet, die sich im Hinterhof neben ihrem Haus umgesehen haben, berichtet sie. Sie habe gegen Nachmittag mit ihrer Tochter vor dem Haus gesessen und eine geraucht. Da seien die Frauen, circa 50 Jahre alt, in den Hof gelaufen. „Ich dachte erst, das sind Zeugen Jehovas“, sagt Fischer. Aber dafür seien sie dann wieder zu schnell weg gewesen, sagt die Bonländerin. Erst im Nachhinein kam ihr das Ganze komisch vor.

Weder Annett Fischer noch Kevin Stoll haben die Polizei angerufen. „Ich habe mich gefragt, ob das jetzt noch was bringt, wenn ich das mache“, sagt Stoll. Das hat sich auch Mandy Barthel aus Bernhausen gefragt, die vor einer Woche einen Mann gesehen hat, der im Hinterhof bei ihr offenbar Häuser fotografiert hat. „Ich habe mir erst mal nichts weiter dabei gedacht“, sagt sie. Erst als auf Facebook über dasselbe Thema diskutiert worden sei, habe sie sich wieder an den Unbekannten hinter ihrem Haus erinnert. Aber Fotografieren sei ja letztlich nichts Verbotenes.

Das bestätigt auch Frank Natterer, Sprecher beim Polizeipräsidium Reutlingen, das für die Filderebene zuständig ist. Problematisch werde es allerdings dann, wenn jemand in einen Garten gehe oder sich auf einem fremden Grundstück aufhalte, erklärt er. Da gehe die Polizei dann dem Tatbestand des Hausfriedensbruchs nach.

Die Polizei komme auch wegen eines „schlechten Bauchgefühls“

Die Polizei werde selten gerufen, weil wachsame Nachbarn mögliche Späher beobachten. Mehr als hinzufahren und Personalien aufzunehmen, bleibe den Beamten nicht übrig – wenn die Unbekannten dann nicht über alle Berge sind. Grundsätzlich rät Natterer Bürgern, die Polizei zu rufen, wenn sie Seltsames beobachten. Wenn genügend Streifenwagen verfügbar seien, komme die Polizei auch wegen eines „schlechten Bauchgefühls“, sagt er. Hilfreich sei, wenn die Polizei ein Foto von einem Fahrzeug habe. „Das ist ein Zipfel, an dem wir dann ziehen können“, sagt Natterer. Falls später in der Gegend eingebrochen werde.

Fakt sei: Bei Einbrechern, die der Polizei ins Netz gegangen sind, seien auf dem Handy bisher nie Fotos von Häusern gefunden worden. Letztlich könne es sich bei dem oder der Unbekannten ja auch um einen Architekturstudenten handeln.