Nach Osama bin Laden verliert das Terrornetzwerk Al Kaida mit Anwar al-Awlaki einen weiteren Führer.  

Sanaa - Fast vier Monate nach der Tötung Osama bin Ladens ist im Jemen einer der international meistgesuchten Terrorverdächtigen mit Verbindungen zum Al-Kaida-Netzwerk getötet worden. Eine kurze Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Sanaa über den Tod des in den USA geborenen militanten Predigers Anwar al-Awlaki wurde von US-Geheimdienstkreisen als zutreffend eingestuft, verlautete am Freitag aus US-Regierungskreisen.

Gezielt durch US-Drohne getötet?

Die jemenitische Regierung machte keine Angaben darüber, wie der in New Mexico als Sohn jemenitischer Eltern geborene 40-jährige Awlaki zu Tode kam. Aus Sicherheitskreisen in der Hauptstadt Sanaa verlautete, er sei bei einem Luftangriff auf seine Fahrzeugkolonne getötet worden, der nach ihrer Einschätzung von einer US-Drohne ausgeführt wurde. In den vergangenen Tagen seien die unbemannten Flugkörper in der betreffenden Region gesehen worden, die von den USA auch im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet gegen mutmaßliche Terroristen eingesetzt werden. Auch USA-Kreise vermuteten, Awlaki sei bei einem US-Luftangriff mit Drohnen oder Kampfflugzeugen auf seinen Konvoi getötet worden.

Awlaki galt seit dem Tod Bin Ladens im Mai als einer der ranghöchsten Mitglieder der Al-Kaida-Führung hinter der neuen Nummer eins Aiman al-Sawahiri. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte im Juli, Awlaki stehe mit Sawahiri auf der Liste der weltweit meistgesuchten Terroristen der USA. US-Präsident Barack Obama setzte ihn bereits im April als ersten Amerikaner auf die Liste des US-Geheimdienstes CIA mit den Personen, die „tot oder lebendig“ gefangen genommen werden sollen.

Sprengung eines Passagierflugzeugs geplant

Awlaki hatte nach Einschätzung Washingtons die Al-Kaida-Zelle im Jemen zur derzeit größten terroristische Gefährdung für die USA gemacht. Die von einem militanten Jemeniten, Nasser al Wahischi, geführte Zelle soll einige misslungene Anschläge in den USA geplant haben, darunter die gescheiterte Sprengung eines Passagierflugzeugs an Weihnachten 2009.

Awlaki hatte in englischen Predigten im Internet zum „heiligen Krieg“ gegen die USA aufgerufen. Die USA vermuten, dass er für die Anwerbung von militanten Kämpfern zuständig war.