Feine Ballannahme: Gomez erzielt das 1:0 gegen die Niederlande. Foto: dapd

Gomez’ Weggefährten loben seine Charakterstärke und seine Bodenständigkeit.

Danzig - Miroslav Klose kennt Mario Gomez nun auch schon etliche Jahre vom FC Bayern und aus der Nationalmannschaft, er sagt über seinen Stürmerkollegen: „Ich habe Mario noch nie sensibel gesehen, er ist immer sehr selbstbewusst.“ Zumindest wirkt er immer so. Nur vor dem 2:1 gegen die Niederlande sah es anders in ihm aus: „Das war Druck ohne Ende, das waren 300 Kilogramm auf den Schultern.“ Zumindest drei Tage lang, nachdem ihn Mehmet Scholl als ARD-Experte der Faulheit bezichtigt und der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. „Zwischendrin hatte ich gefürchtet, dass er sich wundliegt und gewendet werden muss“, hatte er nach dem 1:0 gegen Portugal (Tor: Mario Gomez) über den Münchner gelästert. Gomez war wie vor den Kopf gestoßen: „Wir gewinnen gegen Portugal, du schießt das Tor und denkst: ‚Du bist jetzt angekommen bei der EM.‘ Und dann kriegst du drei Tage lang nur auf die Fresse. Das war nicht einfach.“

Aber Gomez wäre nicht Gomez, wenn er damit nicht fertig geworden wäre: ein Sisyphos, ein Stehaufmännchen. Einer, der einsteckt und austeilt – in Form von Toren. Eine Kritik, zwei Antworten: das 1:0 und das 2:0, beide in Weltklassemanier.

„Mario hat sich noch nie durch äußere Begebenheiten beeinflussen lassen“

Das mag manch einen überraschen, langjährige Weggefährten beim VfB Stuttgart hatten nichts anderes erwartet. Biss, Kampfgeist, Wille – das ist Mario Gomez.

„Mario hat einen blitzsauberen Charakter und einen unbändigen Ehrgeiz. Und er hat sich Jahr für Jahr weiterentwickelt. Seine charakterliche Festigkeit und seine Beständigkeit sind seine größte Qualität, sein Trumpf“, sagt sein Berater Uli Ferber.

„Für mich war schon immer und auch nach der Kritik gegen Portugal klar, dass er sich durchbeißt“, sagt sein ehemaliger Jugendcoach Hansi Kleitsch.

„Mario hat sich noch nie durch äußere Begebenheiten beeinflussen lassen“, sagt Jugendkoordinator Thomas Albeck und nennt Gründe: „Weil er total bodenständig ist und weil er weiß, was gut für ihn ist“ – seine Heimat Riedlingen, seine Eltern, seine Freundin Silvia, mit der er über zehn Jahre zusammen ist, und der VfB, den er nie aus den Augen verloren hat. Wenn er in Stuttgart ist, schaut er ab und zu in der Jugendabteilung vorbei. Oder er schreibt Karten von unterwegs.

Auch Klose ist mächtig beeindruckt

Andreas Beck (1899 Hoffenheim) kennt Gomez seit über zehn Jahren: „Leicht hatte es Mario nie, auch nicht beim VfB unter den Trainern Felix Magath und Armin Veh. Aber er hat es immer geschafft, über Tore seine Klasse zu beweisen und sich Selbstvertrauen zu holen.“ Auch Kevin Kuranyi (Dynamo Moskau) ist „nicht überrascht – das passt zu ihm, auf ihn kann man sich immer verlassen“. Roberto Hilbert (Besiktas Istanbul) weiß: „Die Situation kann noch so brisant sein, Mario macht sein Tor, das ist seine besondere Stärke.“ In der Liga waren es zuletzt in zwei Jahren in 65 Spielen 54 Treffer, vergangene Saison alleine 43 Pflichtspieltore. Nur in der Nationalelf erzielte Klose die wichtigen Treffer. Das hat sich geändert, siehe das 1:0 gegen die Niederlande, als Gomez aus der Drehung traf. „Ich war geschockt, das habe ich bei ihm noch nie gesehen“, sagte Vorlagengeber Bastian Schweinsteiger, „wenn er das öfter macht, müssen wir aufpassen, dass er nicht in Brasilien landet.“

Auch Klose ist mächtig beeindruckt. „Ich werde Mario von der Bank aus unterstützen, so wie er mich als Ersatzspieler bei der WM 2010 und der EM 2008 unterstützt hat“, versprach er. Wenn Gomez auch am Sonntag gegen die Dänen trifft, wird es spannend. Dann überträgt wieder die ARD mit ihrem Experten Mehmet Scholl. Das Wiedersehen verspricht so reizvoll zu werden wie das Duell auf dem Rasen – mindestens.

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