Sabine Wörner-Fischer berät und informiert Krebspatienten. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Stuttgarter Gemeinderat hat den Förderantrag der Krebsberatungsstelle am Wilhelmsplatz abgelehnt. Für die Patienten könnte damit eine wichtige Anlaufstelle wegfallen.

Stuttgart - Gar nicht weihnachtlich ist es Sabine Wörner-Fischer, Leiterin der Krebsberatungsstelle Stuttgart, zumute, seit ihr Förderantrag bei den Haushaltsplanungen im Gemeinderat abgelehnt wurde. „Für uns ist das ein harter Schlag. Ob und wie es mit der Krebsberatung weiter geht, wissen wir nicht“, sagt sie.

Momentan wird die Beratungsstelle am Wilhelmsplatz zu zwei Dritteln von der Deutschen Krebshilfe finanziert. Doch diese Förderung läuft Ende April 2016 aus. Der Krebsverband Baden-Württemberg hat bisher ein Drittel der jährlich anfallenden 320 000 Euro übernommen. Die Beratungsstelle und der Verband hatten gehofft, dass die Stadt Stuttgart zumindest ein Sechstel der Kosten übernimmt – vergebens. „Im Januar wird es eine Krisensitzung mit unserem Träger geben. Aber uns wurde schon signalisiert, dass eine Reduzierung der Stellen kaum zu verhindern ist“, sagt Wörner-Fischer. Dabei seien die vier Psychoonkologinnen gut ausgelastet: „Wir hatten in diesem Jahr 3500 Kontakte zu Patienten und Angehörigen.“ Die Hoffnung liegt nun bei den Verhandlungen des baden-württembergischen Krebsverbands mit Krankenkassen und Rentenversicherung.

SPD-Stadtrat findet Gemeinderatsentscheidung „beschämend“

Bei den Haushaltsberatungen im Gemeinderat hatte sich Hans-Peter Ehrlich (SPD) für die Krebsberatungsstelle eingesetzt. Der frühere Stadtdekan weiß aus seinem beruflichen Umfeld, was die Diagnose Krebs für einen Mensch bedeuten kann. „Ich habe vergeblich versucht, dem Gemeinderat deutlich zu machen, dass das ganze Familiensystem davon betroffen ist“, sagt er. Für die knappe Entscheidung im Gemeinderat findet er klare Worte: „Das ist beschämend und peinlich.“ Schließlich gehe es in diesem Fall nicht um riesige Summen.

Neben der SPD hatte auch die AfD die finanzielle Unterstützung der Beratungsstelle beantragt. Doch die schwarz-grüne Mehrheit lehnte ab. „Wir können uns als Stadt nicht zurückziehen mit dem Argument, dass solche Angebote Sache des Landes sind“, findet Ehrlich. Stuttgart biete im Bereich der Onkologie „Hochleistungsmedizin und gute Pflege“. Doch die psychoonkologische Beratung komme zu kurz.

Dabei ist diese Beratung besonders in der ersten Zeit nach der Diagnose wichtig, erklärt die Familientherapeutin Wörner-Fischer. „Das reicht von praktischen Fragen nach der finanziellen Absicherung oder der Unterstützung durch Haushaltshilfen und Kinderbetreuung, bis hin zu den psychischen Belastungen durch die Krankheit.“

Die Krebsberatung dient als erste Anlaufstelle, Kontaktvermittlung der Patienten. Ein alternatives Angebot gibt es in der Region Stuttgart nicht. „Die Patienten müssten dann bis nach Karlsruhe fahren“, sagt Wörner-Fischer.