Gibt sich – ein wenig – reumütig: Anton Schlecker auf dem Weg ins Gericht. Foto: dpa

Anton Schlecker leiht sich bei seiner Frau Geld für Entschädigungszahlungen. Ein Grund, Mitleid mit dem gescheiterten Unternehmer zu haben, ist das nicht, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff könnte Ende des Monats vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen werden. Wegen Steuerhinterziehung und Untreue war er zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Ende des Monats könnte das Landgericht Stuttgart auch sein Urteil gegen Anton Schleckersprechen. Der ehemalige Drogeriemarktkönig muss befürchten, dass ihm ein ähnliches Schicksal wie Middelhoff droht. Dass Schlecker kurz vor Ende des Prozesses noch einmal vier Millionen Euro an den Insolvenzverwalter überweist, ist angesichts der Milliardenforderungen nur ein kleines Tröpflein auf einem sehr heißen Stein. Für das Strafmaß wird es, ebenso wie Schleckers Entschuldigung, eine Rolle spielen. Überschätzt werden sollte die allerdings nicht.

Der Fall Schlecker ist anders als viele Wirtschaftsverfahren, in denen raffgierige Manager fremdes Geld verspielt und dabei die Schicksale ihrer Beschäftigten zerstört haben. Anton Schlecker, das darf man ihm glauben, leidet. Aber er leidet auf sehr hohem Niveau. Dass der gefallene Patriarch die nun bezahlten Millionen von seiner Frau erbetteln musste, mag ihm missfallen. Es zeigt aber, dass die Familie dank Gütertrennung und Firmengeflecht weit davon entfernt ist, bei der Tafel anstehen zu müssen. Es ist wünschenswert, dass auch diese Aspekte im Urteil eine Rolle spielen.