Nicola Heinrich und Birger Laing in ihrem neuen Friedrich: Auf den Sitzgelegenheiten mitten im Laden darf man sich gerne niederlassen. Foto: Ralf Poller/avanti

Das „Friedrich“ in Marbach ist umgezogen. Mitten in der Marktstraße gibt es jetzt alte Bücher, Schiller-Nippes, Tee und viel Platz für Plaudereien.

Angestaubt – wie man es vielleicht einem Antiquariat nachsagen möchte – ist hier gar nichts. Und das liegt nicht daran, dass das Antiquariat Friedrich erst ganz frisch umgezogen ist. Das neue Domizil ist mitten in der Marbacher Fußgängerzone, im ehemaligen Teeladen, der Ende vergangenes Jahr seine Pforten schloss.

Tee gibt es nun auch im Friedrich. Als die beiden Macher des Antiquariats, Birger Laing und Nicola Heinrich, davon erfuhren, dass der Laden frei wird, haben sie sofort zugegriffen und ihr Sortiment einfach erweitert. „Tee passt gut zum Buch“, sind sie sich einig. „Mit beidem kann man zur Ruhe kommen“, sagt Birger Laing, der das Antiquariat Friedrich vor sechs Jahren in der Niklastorstraße, am Rande der Altstadt, eröffnet hat. Und Nicola Heinrich, die seit einem Jahr mit im Boot ist, ergänzt: „Tee und Bücher – das sind beides sehr bewusste Dinge.“

Antiquariate – man ahnt es – gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Sie sind selten geworden, in der Stuttgarter Stadtmitte gibt es zum Beispiel gerade mal noch eines. Dennoch hat Birger Laing eben vor nicht allzu langer Zeit ein Antiquariat eröffnet. „Es muss in Marbach doch auch irgendwo alte Bücher geben“, dachte er sich damals. Spezialisiert hat sich das Antiquariat Friedrich – der Name kommt natürlich vom großen Sohn der Stadt – auf klassische Literatur von Goethe bis Astrid Lindgren.

Beim Umzug haben viele Menschen geholfen

3500 Bücher sind es alles in allem, sie wurden beim Umzug in 47 Bücherkisten von sagenhaft vielen fleißigen Helfern von A nach B gebracht. Klar ist da auch jede Menge Schiller dabei, etwa eine Erstausgabe seiner Gedichte von 1804/1805. Und die darf, ebenso wie alle anderen Bücher, auch in aller Ruhe auf den Sitzgelegenheiten im Laden durchgeblättert werden. Gerne bei einem Tässchen Kaffee oder Tee. Birger Laing sagt aber auch: „Nur von Büchern allein könnten wir die Miete nicht zahlen.“

Also gibt es auch Geschenke, Souvenirs und neuerdings eben Tee. Über die neue Materie haben sich Laing und Heinrich bei einem Seminar schlau gemacht und inzwischen auch die erste Bestellung getätigt. Darunter sind die Lieblingssorten der bisherigen Kundschaft ebenso wie Neues.

Was den Nippes angeht – und dieser Ausdruck ist gar nicht bös’ gemeint – da gibt es so viele so nette Dinge, Kleinkram und Größeres, Postkarten natürlich und T-Shirts mit Schiller-Sprüchen, Tassen mit seinem Konterfei und solche mit Obelix’ gestreifter Hose drauf, ein Mond-Schlaflicht für Kinder, Kaleidoskope, Stricklieseln . . .

Das neue Antiquariat Friedrich ist deutlich größer als der bisherige Laden und hat daher auch Platz für ein Kinderzimmer, wo speziell die Dinge und Literatur für den Nachwuchs stehen. Auch für die Großen ist mehr Platz und den wollen Nicola Heinrich und Birger Laing auch nutzen, etwa für Veranstaltungen. Angeboten werden sollen dann zum Beispiel Lesungen oder Kinoabende mit kleinen Filmjuwelen, Diskussionen über Kitsch und Kunst oder eine Lange Nacht zum Thema ungeschriebene Doktorarbeiten.

Eines Tages findet jedes Buch jemanden, der es mag

Das hat nicht nur damit zu tun, dass die beiden das, was sie tun, gerne tun. Sondern es soll auch dazu beitragen, dass die Marbacher Fußgängerzone ein Ort der Begegnung wird. Deshalb soll es auch gemeinsame Aktionen mit anderen Geschäften geben. Und dazwischen bleibt viel Zeit für die Bücher. Manche von ihnen warten lange auf den, der sie mag. Ohne zu verstauben übrigens. Doch irgendwann ist der Tag gekommen und sie werden endlich wieder gelesen.

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 18 Uhr und im Sommer auch sonntags von 13 bis 18 Uhr.