An diesem Samstag findet bundesweit ein Kippa-Tag statt. Foto: dpa

Hass gegenüber Juden beschäftigt die Justiz und die Polizei im Land in wachsendem Ausmaß. Die Israelitische Gemeinde Württembergs spricht von einer alarmierenden Zunahme der Straftaten.

Stuttgart - In Baden-Württemberg ist die Anzahl antisemitischer Straftaten von 99 im Jahr 2017 auf 136 im vergangenen Jahr gestiegen. Das sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes unserer Zeitung: „Die Straftaten nahmen deutlich zu.“ Die Steigerung entspricht 37,37 Prozent. Die von den Kriminalen erfassten antisemitischen Straftaten werden überwiegend im Internet und in sozialen Netzwerken begangen. Hier erfassten die Ermittler im vergangenen Jahr 94 volksverhetzend-beleidigende oder gewaltverherrlichende Vergehen (2017: 54 Straftaten).

Gefühlte Bedrohung ist noch deutlicher gestiegen

96 Prozent der Taten ordneten Staatsschützer 2018 Rechtsextremisten und -radikalen zu. Zweimal griffen Täter Juden im Land tätlich an. Einer der Täter wurde festgenommen. Er gehört der rechtsextremen Szene an. Sechsmal suchten Polizisten die Täter unter in Deutschland lebenden Migranten.

Die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Barbara Traub, spricht „von einer alarmierenden Zunahme antisemitischer Straftaten in unserem Bundesland“. Die Professorin weist darauf hin, dass von der Statistik des Landeskriminalamts nicht die Übergriffe auf Juden erfasst würden, die „unterhalb der Schwelle einer Straftat liegen“. Dazu gehören antisemitische Bemerkungen auf der Straße ebenso wie das Ausspucken vor Juden. Gläubige berichteten von einer „deutlich zunehmenden, gefühlten Bedrohung“ gerade aus dem islamistischen Spektrum.

Kippa-Tag soll Zeichen der Solidarität sein

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte die Bundesbürger aufgerufen, an diesem Samstag Kippa zu tragen. Damit setze man ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit Juden. Die kleine kreisförmige Mütze wird von jüdischen Männern als sichtbares Zeichen ihres Glaubens traditionell den ganzen Tag getragen.