Szenenfoto aus dem Film „Schindlers Liste“ von 1993 mit Liam Neeson als Oskar Schindler (li.) und Ben Kingsley als Itzhak Stern Foto: dpa

Steven Spielbergs Meisterwerk „Schindlers Liste“ feiert 25-Jahr-Jubiläum. Am 27. Januar wird es auch in Stuttgart anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gezeigt – AfD-Mitglieder erhalten aber keinen freien Eintritt.

Stuttgart - Für ihn ist die Sache eindeutig: „Das ist ein dankbarer Werbegag“, sagt Peter Erasmus. Der Geschäftsführer der Arthaus Filmtheater Stuttgart GmbH meint damit die Aktion eines Kinos im pfälzischen Hachenburg: Dort wird am 27. Januar der Film „Schindlers Liste“ anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust gezeigt. Viel Aufsehen bewirkt, dass der Eintritt für AfD-Mitglieder frei ist.

Erasmus wird „Schindlers Liste“ zwar auch am 27. Januar um 14 Uhr im Stuttgarter Atelier am Bollwerk (Hohe Straße 26) zeigen, „wir werden so eine Aktion aber nicht machen“. Denn: Wie wolle man so etwas rein praktisch kontrollieren? Solle man sich etwa den Ausweis zeigen lassen? Zudem glaubt Erasmus, dass „sowieso keine AfD-Mitglieder kommen würden: Die leben in ihrer Filterblase“. Und wenn – hingegen seiner Erwartung – sich doch ein AfD-Mitglied blicken lassen würde, dann hält er „Schindlers Liste“ zwar für stark genug, Menschen aufrütteln zu können. „Letztlich, fürchte ich, würden die meisten aber sagen: Wir wollen ja niemanden vergasen, wir wollen ja bloß niemanden zu uns reinlassen.“

Der politische Film ist nicht mehr gefragt

Grundsätzlich ist Peter Erasmus aber sehr wohl der Meinung, dass Kino politisch sein darf, ja sein sollte – er mache seit 41 Jahren nichts anderes. Auch heute noch ist es sein Anspruch, politisches Kino zu machen. „Schindlers Liste“ etwa hätte er gerne öfter gezeigt – doch der Verleih gibt ihn nur für eine Vorstellung am 27. Januar raus.

Erasmus weiß aber auch, dass „der politische Film heute nicht mehr gefragt ist“. Das Publikum sei früher ein anderes gewesen – und „das Kino war ein absolutes Muss“. Heute, so sagt er, seien zwar immerhin noch zehn bis 15 Prozent der Filme, die er zeigt, politisch. „Doch nur drei bis vier Prozent der Besucher schauen sich politische Filme an – sie wollen keine Probleme sehen, sie wollen unterhalten werden“, so Erasmus.

„Es wird so getan, als gebe es einen Zusammenhang zwischen der AfD und dem Nationalsozialismus“

Mit einem Problem konfrontiert sieht sich indes Dirk Spaniel, Mitglied des Bundestages und Sprecher der Landesgruppe Baden-Württemberg der AfD-Fraktion: „Es ist eine Diffamierung, dass so getan wird, als gebe es einen Zusammenhang zwischen der AfD und dem Nationalsozialismus“, sagt er. „Auf der Internetseite erklären die Kinobetreiber das damit, dass unser Programm auf eine starke Verharmlosungen der damaligen Ergebnisse schließen lasse“.

Er persönlich, sagt Spaniel, kenne diese Stelle nicht. „Wenn Sie mir zeigen, wo sich eine Verharmlosung des Nationalsozialismus findet, dann verspreche ich Ihnen, werde ich mich persönlich dafür einsetzen, dass diese Stelle geändert wird.“

„Wir sind auch politisch – aber auf weniger laute Art“

„Schindlers Liste“ kenne er. Er habe den Film vor 25 Jahren gesehen und finde ihn grundsätzlich gut. „Ich werde ihn mir noch einmal mit meiner Tochter anschauen“. Ins Kino gehen will er dafür allerdings nicht.

Neben dem Atelier am Bollwerk wird auch im Cinema (Königstraße 22) am 27. Januar um 15.15 Uhr „Schindlers Liste“ gezeigt. Die Marketingleiterin Margarete Söhner findet die Idee aus Hachenburg „interessant – und auch gut“. Man bringe damit das Kino und die aktuelle politische Situation ins Gespräch. „Und man sieht ja: die Diskussion schlägt unglaublich hohe Wellen.“ Dennoch wird das Cinema sich zurückhalten: „Es ist uns wichtig, den Film zu zeigen. Damit sind wir auch politisch, aber auf eine weniger laute Art“, so Söhner.