Maßarbeit im Maßanzug: Paul Rudd als Ant-Man - mehr Filmeindrücke in unserer Bildergalerie! Foto: Verleih

Augenzwinkernde Superheldenverfilmung: Statt mit Zerstörungsorgien überzeugt „Ant-Man“ mit Witz und Charme. Bemerkenswert ist dabei schon die ­Besetzung - Altmeister Michael Douglas beispielsweise hat seine Rolle erkennbar Spaß gemacht, den eigentlichen Titelhelden Scott Lang übernimmt Paul Rudd.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Ant-Man"

Angesichts der Flut von Superheldenfilmen in den letzten Jahren verwundert es fast, dass noch ein paar Figuren aus den Vorlagen der Comicverlage Marvel und DC vom Kino unentdeckt geblieben sein sollen. Und doch, da gibt es noch eine ganze Reihe. Zum Beispiel Ant-Man, den Ameisenmann, der sich mittels einer geheimnisvollen chemischen Substanz und eines Spezialanzugs auf Ameisengröße schrumpfen und seine Kräfte dabei vervielfachen kann.

Von der Comicvorlage behält die Verfilmung nicht viel mehr als die Grundkonstellation, dass Schrumpfsubstanz und -anzug von einem genialen Wissenschaftler namens Hank Pym entwickelt wurden, der sozusagen der erste Ant-Man ist, die Superheldenidentität aber irgendwann dem Kleinganoven Scott Lang überlässt – in den Marvel-Comics liegt dies zeitlich weit auseinander, Pym taucht 1962 zum ersten Mal auf, Lang 1979. Derlei adaptorische Freiheiten finden sich aber in nahezu allen Superhelden-Verfilmungen und dürften nur fundamentalistische Fans stören. Zumal es Regisseur Peyton Reed schafft, dem Genre tatsächlich noch ein paar ziemlich unterhaltsame Facetten hinzuzufügen.

Bemerkenswert ist dabei schon die Besetzung: Wissenschaftler Pym wird von Altmeister Michael Douglas gespielt. Seine Rolle hat ihn vermutlich nicht allzu viel Anstrengung gekostet – und erkennbar Spaß gemacht hat sie ihm. Den eigentlichen Titelhelden Scott Lang übernimmt Paul Rudd. Der ist bisher vor allem als Darsteller im Comedy-Sektor bekannt geworden, unter anderem als zauseliger Hippie in der herrlichen Independent-Komödie „Our Idiot Brother“ (2011).

Lust an den komischen Aspekten des Genres

Eine Superhelden-Klamotte ist „Ant-Man“ trotzdem nicht geworden, dafür aber ein Film, der sein Sujet mit mehr Augenzwinkern und Lust an den komischen Aspekten des Genres behandelt. Mit einer Hauptfigur, die zunächst wie ein recht unwahrscheinlicher Superheld wirkt: Scott ist ein talentierter, aber auch ziemlich gutmütiger Dieb, der die letzten Jahre im Gefängnis verbracht hat. Ein sympathischer Loser-Typ, der sich nach seiner Entlassung aus dem Knast nichts sehnlicher wünscht als regelmäßigen Kontakt zu seiner Tochter, die bei seiner mittlerweile neu verheirateten Ex lebt, und ein ehrlich verdientes Einkommen, und sei es als Verkäufer in einem Smoothie-Laden.

Beides klappt eher nicht, dafür zieht ihn ein alter Kumpel in einen neuen Coup: Er soll in eine Villa einbrechen und dort einen Safe knacken, der so gut gesichert ist, dass sich dort garantiert etwas Kostbares verbirgt.

Es ist Pyms Villa, Scott findet im Safe den Ant-Man-Anzug – und bald stellt sich heraus, dass der alte Wissenschaftler dies alles eingefädelt hat, um Scott zu seinem Nachfolger zu machen und mit einer verantwortungsvollen Mission zu betrauen: Er soll in Pyms ehemalige Firma einbrechen, um dessen Nachfolger Darren Hart (diabolisch als Maßanzug-Schurke: Corey Stoll) daran zu hindern, die Schrumpftechnologie an militärische Interessenten zu verkaufen. 

Begegnungen mit Abflussrohren, Ratten, Staubsaugern und Ameisen

Pym hatte deren Geheimnis zwar mit seinem Ausscheiden mitgenommen, Hart steht aber kurz davor, es zu knacken. Davor muss Scott aber erst lernen, mit dem Spezialanzug umzugehen, was einige haarsträubende Begegnungen mit Abflussrohren, Ratten, Staubsaugern und Ameisen zur Folge hat.

Einen menschlicheren und linkischeren Superhelden als diesen Scott Lang gab es wohl noch nicht, und überhaupt hat die Mischung aus rasanter Action, witzigen Dialogen und jeder Menge ironischer Elemente reichlich Charme.

Im Vergleich zu manch jüngeren Superheldenfilmen erschöpft sich „Ant-Man“ auch nicht in gigantomanischen Zerstörungsorgien, was allein schon die Ameisengröße von Held und Schurken bedingt. Auf einer Spielzeugeisenbahn etwa findet der haarsträubende Showdown statt, der für undogmatische Genre-Liebhaber allein das Eintrittsgeld wert sein dürfte.

Unsere Bewertung zu "Ant-Man": 4 von 5 Sternen - empfehlenswert! 

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