Pfefferspray darf – anders als CS-Gas – zur Abwehr von Tieren verwendet werden Foto: dpa

Seit den Terroranschlägen in Paris und den Übergriffen auf Frauen an Silvester decken sich immer mehr Bürger mit frei verkäuflichen Verteidigungsmitteln ein.

Stuttgart - Seit den Terroranschlägen in Paris und den Übergriffen auf Frauen an Silvester decken sich immer mehr Bürger mit frei verkäuflichen Verteidigungsmitteln ein. „Wir sind bei CS-Gas gerade komplett ausverkauft“, sagt Helmut Sinner, Geschäftsführer des Waffenladens Magnus Villing in Stuttgart. Das habe es in der 40-jährigen Geschichte des Unternehmens noch nicht gegeben. Es seien vor allem Frauen, die in den vergangenen Tagen nach Möglichkeiten zur Selbstverteidigung fragten. Zur Wehr gegen Menschen ist nur das Abwehrmittel CS-Gas zugelassen, Pfefferspray hingegen nicht.

„Wir kommen derzeit mit unserer Produktion nicht hinterher“, sagt Branco Vidovic, Geschäftsführer des Reizgas-Herstellers KKS in Malsch (Landkreis Karlsruhe). „Wir haben in den letzten drei Monaten des Jahres 2015 mehr Umsatz gemacht als im gesamten Geschäftsjahr 2014.“ Einige Händler sagen, sie verbuchten zwar steigende Umsätze, fänden die Nachfrage aber geradezu übertrieben. „Hier findet gerade ein Ansturm statt, der sicher wieder nachlassen wird“, sagt ein Händler.

„Die Menschen spüren ein Sicherheitsdefizit“, so Ingo Meinhard, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler (VDB). „Das versuchen sie durch den Kauf etwa von CS-Gas auszugleichen.“ Seiner Einschätzung nach hat sich die Nachfrage nach frei verkäuflichen Verteidigungsmitteln seit Herbst mehr als verdoppelt. Durch die Übergriffe auf Frauen an Silvester in mehreren Städten habe die Nachfrage eine zusätzliche Dynamik bekommen. Dass viele Fachhändler inzwischen kein Tränengas mehr auf Lager haben, erfüllt ihn mit Sorge, da einige Bürger nun auf alternative Bezugsquellen wie Baumärkte ausweichen, um etwa Pfefferspray zu kaufen. Das sei problematisch, da es hier um Produkte gehe, die den Käufern erklärt werden müssten, sagt er.