Stilisierter Buddha oder doch nur vollbusige Dame? Ein Banner einer thailändischen Werbeagentur soll auf die Vorzüge des Landes und seiner Produkte verweisen. Stadträtin Rose von Stein (Freie Wähler) findet den Anblick geschmacklos. Foto: Bildzeitung

Eine Werbung auf einer Stadtbahn der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) könnte als sexistisch angesehen werden: Eine großbusige Dame mit tiefem Ausschnitt wirbt für die Vorzüge Thailands. Für Stadträtin Rose von Stein ein „grenzwertiger“ Anblick.

Stuttgart - Vollbusige Dame mit tiefem Ausschnitt: Der Anblick der Werbung der thailändischen Agentur „Thailand Trust Mark“ auf den Wagen der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) kann eindeutig zweideutig ausfallen. Zumindest findet das Stadträtin Rose von Stein (Freie Wähler). In einem Interview, das sie der Bild-Zeitung gab, sprach sie davon, dass die Werbung „geschmacklos“ sei. „Für mich ist das absolut grenzwertig eine solche Darstellung auf einer stadteigenen Werbefläche zu sehen. Es weckt bei mir typische Assoziationen“, betont sie erneut im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten. So führe das Bild der fast barbusigen Dame in halb transparentem Oberteil in Kombination mit Thailand zum typischen Bild über das Land – Sextourismus nach Bangkok.

Für von Stein stehe aber vor allem im Vordergrund, dass die SSB als städtisches Unternehmen eine besondere Verantwortung habe. „Ein städtisches Unternehmen ist in der Pflicht, bei der Auswahl von Werbung auf ihren Werbeflächen sensibel zu sein.“ Es sei wichtig, den Spagat zwischen Verkauf von Werbeflächen und wichtigen Einnahmen für das städtische Unternehmen sowie einer seriösen Vorauswahl der Werbung zu schaffen.

Frauen vor Sexismus schützen

„Wir geben uns politisch viel Mühe, Frauen vor Sexismus zu schützen und dann sind auf stadteigenen Flächen solche Bilder zu sehen“, fährt von Stein fort. Für sie sei dies paradox. Auf Nachfrage bei der SSB sieht man die Werbung gar nicht als großen Aufreger an: „Die bundesweite Kampagne endet ohnehin in den nächsten Tagen und wird somit von den beiden Stadtbahnen entfernt“, sagt Sprecherin Susanne Schupp. Bisher gebe es keine Beschwerden vonseiten der Kunden. „Eine Agentur hat die Kampagne, die für Qualität der thailändischen Produkte werben soll, entworfen“, berichtet Schupp. Die SSB habe vorab den Entwurf nicht vorgelegt bekommen.

Laut SSB könne in der Frauen-Grafik auch ein stilisierter Buddha gesehen werden. Unglücklich sei, dass auf Höhe der Brust eine Delle zu sehen sei, die auf dem Bild missverständlich interpretiert werden kann. „Ob man in der Figur einen weiblichen Buddha sieht, ist Auslegungssache“, sagt Schupp. Doch Haltung, Art der Gestaltung und auch die Körperform seien stilistisch einer Buddhafigur ähnlich.

Ähnliche Kampagnen

Also viel Wirbel um nichts? Von Stein kann in der Frauen-Darstellung auf der Stadtbahn keine Buddha-Figur erkennen. Aber sie betont: „Ich sehe das an sich entspannt. Wir sollten in der nächsten Aufsichtsrats-Sitzung thematisieren, wie man vorab Werbung auf städtischen Flächen überprüfen kann.“ Sie fordert auch: „Eine klare Ansage von der SSB, was zum guten Geschmack gehört.“

Auf SSB-Seite ist die Sprecherin für jeden Hinweis dankbar: „Wir sind offen für Kritik, stehen gerne im Diskurs und beschäftigen uns damit.“ Versöhnliche Töne stimmt von Stein an, wenn sie an die Gedichte in den Stadtbahnen und Bussen der SSB denkt: „Das ist eine liebenswürdige Idee, über die ich mich jedes Mal freue.“

Die SSB ist nicht alleine, wenn es um Werbung geht, die für Aufmerksamkeit sorgt. Denn es gibt regional und überregional ähnliche Beispiele: Auch der Verkehrsverbund Stuttgart hat mit einer Kampagne bereits für Verwirrung gesorgt, in der er gegen politische Korrektheit verstieß. Der Ferienort Triberg erlangte viel Aufmerksamkeit, als er mit schlüpfrigen Sprüchen und einer anzüglichen Darstellung einer Frau für seine Vorzüge warb.