Die Stuttgarter Ermittlungsgruppe Dynamo stößt immer wieder auf ganze Lager gestohlener Räder. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In Stuttgart und der Region feiern Ermittler zuletzt immer wieder Erfolge und nehmen mutmaßliche Fahrraddiebe fest. Doch vor allem teure Pedelecs bleiben bundesweit im Fokus der Täter. Die Polizei rät zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen.

Besonders wählerisch sind sie nicht gewesen, die drei Männer im Alter von 22, 28 und 31 Jahren. Seit März sollen sie zahlreiche Baustelleneinbrüche verübt haben, dazu Diebstähle von Fahrrädern, Pedelecs und E-Scootern. Alles, was Geld bringt. Dabei waren sie nicht nur in Stuttgart unterwegs, sondern auch im Landkreis Ludwigsburg und im Rems-Murr-Kreis. Die Beute verkauften sie in Rumänien.

Zumindest bis vor wenigen Tagen. Da wurden sie nach umfangreichen Ermittlungen der deutschen und rumänischen Behörden in zwei Wohnungen in Möglingen (Landkreis Ludwigsburg) festgenommen. 24 Taten werden ihnen bisher zugewiesen. Der Schaden soll bei mehreren Zehntausend Euro liegen. Die drei Verdächtigen sitzen nun in Untersuchungshaft.

Die Täter gehen oft hoch professionell vor

Der Fall zeigt zweierlei. Zum einen, dass es der Polizei immer wieder gelingt, auch international agierende Fahrrad-Diebesbanden zu zerschlagen. Der Fahndungserfolg ist nicht der erste. In Stuttgart ist vor einigen Jahren extra die Ermittlungsgruppe Dynamo eingerichtet worden. Der zweite Teil der Wahrheit ist aber, dass dennoch nur ein kleiner Teil der Diebstähle aufgeklärt wird, denn die Täter gehen angesichts immer teurerer Fahrräder und Pedelecs oft hochprofessionell vor.

Zweiräder als Beute sind sehr attraktiv. Deshalb liegt der Schaden bundesweit regelmäßig jährlich im dreistelligen Millionenbereich, obwohl die Zahl der Taten über die Jahrzehnte gesunken ist. Es hat sich schlicht das Diebesgut verändert. Inzwischen handelt es sich bei der lohnendsten Beute um teure Mountainbikes oder Pedelecs, die professionell weiterverkauft werden. „Die Preise dafür bewegen sich oft im Bereich eines Motorrads oder gar Kleinwagens“, sagt der Stuttgarter Polizeisprecher Sven Burkhardt.

In der Landeshauptstadt ist die Zahl der gemeldeten Fahrraddiebstähle mit rund 900 jährlich zuletzt relativ konstant geblieben. Bundesweit gab es dagegen einen deutlichen Anstieg von 234 000 auf 266 000. Die Ermittler gehen dabei von einer hohen Dunkelziffer aus, weil nicht jedes Rad versichert ist und nicht jeder Diebstahl gemeldet wird. Schwerpunkte sind öffentliche Plätze, Hinterhöfe und – gerade über den Winter – auch Keller und Garagen, die immer häufiger aufgebrochen werden. Dann entsteht zusätzlich auch noch ein ordentlicher Sachschaden.

Gefahr besteht selbst im Keller

Die Polizei beobachtet allerdings, dass es nach wie vor viele Zweiradbesitzer den Tätern viel zu leicht machen, selbst wenn das Fahrrad oder E-Bike mehrere Tausend Euro kostet. Das gilt auch im Haus. „Die Diebe schlagen nicht nur in dunklen Ecken zu. Auch aus nicht wirksam gesicherten Kellern oder Garagen werden vermehrt insbesondere teure Elektroräder gestohlen“, heißt es beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Grundregel Nummer eins lautet also: Auch Innenräume müssen vernünftig gesichert, Fahrräder oder Pedelecs auch dort an einem festen Gegenstand angeschlossen werden. Ist das nicht möglich, empfiehlt es sich, zumindest mehrere Räder aneinanderzuschließen.

Ist man mit dem Rad unterwegs, gelten erst recht einige vermeintlich einfachen Regeln, an die sich aber dennoch nicht jeder hält. „Zwar haben viele Räder mit Elektroantrieb ein Rahmenschloss, das Vorder- und Hinterrad blockiert, dieses genügt allerdings nicht als Diebstahlschutz, da das Rad weggetragen oder einfach in ein Auto verladen werden kann“, sagt Joachim Schneider, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Beim Schloss sollte man nicht sparen

Er rät deshalb zu einem massiven Stahlketten-, Bügel- oder Panzerkabelschloss mit geprüfter Qualität aus hochwertigem Material. Entweder sollte das Schloss so groß sein, dass sich Vorder- und Hinterrad sowie der Rahmen an einen festen Gegenstand anschließen lassen, oder man setzt mehrere Schlösser ein. „Auch wertvolles Zubehör wie Akku oder Display sollte mit einem verlässlichen Schloss gesichert oder mitgenommen werden“, empfiehlt der Experte. Das ist auch noch aus einem anderen Grund nicht unbedeutend: So manche Versicherung verlangt inzwischen das Sichern an festen Gegenständen.

Wer sichergehen will, kann versteckte Ortungssender, etwa sogenannte GPS-Tracker, am Rad anbringen. Sie schicken per SMS einen Alarm ans Mobiltelefon, wenn das Fahrrad bewegt wird. Zudem übermitteln sie ständig den Standort des Rades. Manche Fachhändler bieten zudem das elektronische Kennzeichnen von Rädern an: Ein Mikrochip im Fahrradrahmen enthält die wesentlichen Daten des Fahrrads sowie des Eigentümers. Eine Kennzeichnung ist generell unverzichtbar – mit individueller Rahmennummer oder Codierung, die in einer Gravur oder auf einem speziellen Aufkleber verschlüsselt die Daten des Eigentümers enthält und nur schwer zu entfernen ist. Alle Daten des Rades sollten in einem Fahrradpass stehen, am besten gehören dazu auch Fotos. Nur dann lässt sich ein gestohlenes Rad auch seinem Besitzer zuordnen, wenn die Täter erwischt werden. Im Zweifel sogar, wenn sich die Beute schon in Rumänien oder einem anderen Land befindet.

Weitere Tipps bietet die Polizei unter: www.polizei-beratung.de/medienangebot/detail/25-raeder-richtig-sichern